Dienstag, 27. März 2012

Blueneck – Repetitions


(Denovali, 2011)



In der Intro wurde im vergangenen Jahr ein „Rückblick“ auf den Post-Rock veröffentlicht, als wäre das Genre bereits ausgestorben. Auf der anderen Seite landeten Mogwai mit ihrem „Hardcore will never die, but you will“ in fast allen Album-des-Jahres-Listen des selben Jahres. Was ist also los mit dem Genre? Sicherlich hat es seit seiner ersten Hochphase in den Neunziger Jahren (mit Tortoise und Co.) einen Abschwung erlebt. Nichtsdestotrotz ist Post-Rock (so ungern sich manche Künstler und Bands diesen Schuh auch anziehen) jedoch immer noch präsent und vielleicht sogar noch spannender als früher.
Als Beispiel für diese aktuellen Post-Rock-Bands könnte man gerne Blueneck heranziehen. Die Band aus Bristol debütierte bereits 2006 mit dem Album „Scars of the Midwest“ und setzte ihre Entwicklung dann mit „The Fallen Host“ im Jahre 2009 fort.
Wenn man nun ihr drittes Album „Repetitions“ in die Anlage einwirft mag man zunächst überrascht sein von der geringen Lautstärke, die die Band anstrebt. Der erste Song „Pneumothorax“ (in etwa „Drucklufttorso“) beginnt – nach einigen Sekunden Stille – mit einigen verhallten Klavier-Akkorden, ganz leise und für sich. Genau so klingt auch der dann einsetzende Gesang, ein bisschen schüchtern und heiser. Doch dann mit der letzten Zeile: „You will burn alone.“, die langsam verhallen darf, setzen weitere Instrumente ein: Zunächst die Streicher zu dem Klavier, dass sich langsam steigert. Dann Schlagzeug, Bass und ein Synthie, der – nach einem gemeinsamen Steigern und Halten des erreichten Höhepunktes – sanft in den nächsten Song überleitet.
Diese einzelnen Gewürze machen das Gericht sehr schmackhaft, doch das Album heißt nicht zum Spaß „Repetitions“: Die Strukturen der Songs ähneln sich sehr stark, deshalb wäre es müßig die weiteren Titel detailliert anzugehen. Dem ein oder Anderen mag das vielleicht zu anstrengend sein, oder gar fade werden, doch so sehr sich die Titel auch ähneln, sie entfalten doch – oder gerade deswegen – einen starken Sog, der einen in der melancholischen Welt von Blueneck gefangen hält und erst frühestens nach dem Ende der CD wieder frei gibt.
In einer Zeit, in der solche Alben erscheinen, kann man wohl kaum von dem Tod eines Genres sprechen. Um mal wieder den viel-zitierten Zappa zu bemühen: Post-Rock ist nicht tot, er riecht nur komisch. Und in diesem Fall wäre das wohl der Geruch von einem gärenden, dunklen und sehr berauschenden Wein. (Sören Reimer)