(Denovali, 2011)
In der
Intro wurde im vergangenen Jahr ein „Rückblick“ auf den
Post-Rock veröffentlicht, als wäre das Genre bereits ausgestorben.
Auf der anderen Seite landeten Mogwai mit ihrem „Hardcore will
never die, but you will“ in fast allen Album-des-Jahres-Listen des
selben Jahres. Was ist also los mit dem Genre? Sicherlich hat es seit
seiner ersten Hochphase in den Neunziger Jahren (mit Tortoise und
Co.) einen Abschwung erlebt. Nichtsdestotrotz ist Post-Rock (so
ungern sich manche Künstler und Bands diesen Schuh auch anziehen)
jedoch immer noch präsent und vielleicht sogar noch spannender als
früher.
Als
Beispiel für diese aktuellen Post-Rock-Bands könnte man gerne
Blueneck heranziehen. Die Band aus Bristol debütierte bereits 2006
mit dem Album „Scars of the Midwest“ und setzte ihre Entwicklung
dann mit „The Fallen Host“ im Jahre 2009 fort.
Wenn
man nun ihr drittes Album „Repetitions“ in die Anlage einwirft
mag man zunächst überrascht sein von der geringen Lautstärke, die
die Band anstrebt. Der erste Song „Pneumothorax“ (in etwa
„Drucklufttorso“) beginnt – nach einigen Sekunden Stille –
mit einigen verhallten Klavier-Akkorden, ganz leise und für sich.
Genau so klingt auch der dann einsetzende Gesang, ein bisschen
schüchtern und heiser. Doch dann mit der letzten Zeile: „You will
burn alone.“, die langsam verhallen darf, setzen weitere
Instrumente ein: Zunächst die Streicher zu dem Klavier, dass sich
langsam steigert. Dann Schlagzeug, Bass und ein Synthie, der – nach
einem gemeinsamen Steigern und Halten des erreichten Höhepunktes –
sanft in den nächsten Song überleitet.
Diese
einzelnen Gewürze machen das Gericht sehr schmackhaft, doch das
Album heißt nicht zum Spaß „Repetitions“: Die Strukturen der
Songs ähneln sich sehr stark, deshalb wäre es müßig die weiteren
Titel detailliert anzugehen. Dem ein oder Anderen mag das vielleicht
zu anstrengend sein, oder gar fade werden, doch so sehr sich die
Titel auch ähneln, sie entfalten doch – oder gerade deswegen –
einen starken Sog, der einen in der melancholischen Welt von Blueneck
gefangen hält und erst frühestens nach dem Ende der CD wieder frei
gibt.
In
einer Zeit, in der solche Alben erscheinen, kann man wohl kaum von
dem Tod eines Genres sprechen. Um mal wieder den viel-zitierten Zappa
zu bemühen: Post-Rock ist nicht tot, er riecht nur komisch. Und in
diesem Fall wäre das wohl der Geruch von einem gärenden, dunklen
und sehr berauschenden Wein. (Sören Reimer)