Freitag, 13. Dezember 2013

NMZS – Der Ekelhafte

(Antilopen, 2013)




Noch vor wenigen Monaten berichteten wir an dieser Stelle über ein Album eines recht unbekannten Künstler Namens Danger Dan von dieser merkwürdigen Antilopen Gang. Was seit dem bei den Jungs passiert ist, geht auf keine sprichwörtliche Kuhhaut (wobei ich nicht zu behaupten wage, dass wir dafür mit verantwortlich waren - das hatte noch mal ganz andere Gründe - wir waren eher ein Anzeichen des Hypes). Über die gemeinsame Veröffentlichung von Danger Dan und NMZS haben wir dann hier auch ein paar Worte verloren – und wie um diesen Trend treu zu bleiben, kommt jetzt also das Album von NMZS dran.




Der Ekelhafte – wie sich der Rapper auf dem Album mehrfach selbst bezeichnet – schlägt sich im Laufe seines ersten Solo-Albums durch 18 Titel und füllt so eine gute Dreiviertelstunde mit seinen Texten. Die sind durchgehend verquer und clever gemacht – decken die Gefühlspalette von dunklen („Jetzt ist es vorbei“, „Siegen“) bis hin zu grellen („Tik Tok“, „Gazellenbande“) Tönen ab. Häufig beschäftigt er sich dabei mit seiner eigenen Vergangenheit, die er sehr selbstkritisch aber auch mit einem erwachsen-abgeklärten Blick untersucht. So erzählt er in den drei Strophen von „1984“, die über das Album verteilt sind, von seiner Kindheit in Düsseldorf, seiner Schulzeit, den Schulerfahrungen etc.:

„Mamas Bauch/ Schwangerschaft/ Fast krepiert/ Kaiserschnitt/ Schnitt!
Düsseldorf/ Ey du weißt: Fresh Family!/
Kaufe mir zufällig die Kassette von den Fanta Vier./
Sechs Stunden Autofahrt: Fasziniert/ Schnitt!

Pausenhof/ Schnitt!/ Eimsbush kennt jeder/
Doppelkopf/ Eins Zwo/ Savas kam was später/ Schnitt!
Ein Keller/ Vier Kids kicken Reime/
Doch die Klasse kriegt das Tape in die Finger/ Ist das peinlich!
Lese dieses langweilige Schulbuch nicht zu Ende/
Zu beschäftigt, mir neue wacke Texte auszudenken.“

 - "1984 II"

Die Beats des Albums sind vom Produzenten-Duo Pitlab gebaut worden und sind extrem gut auf den Charakter der – so verschieden angelegten Songs – angepasst. Der Sound ist dabei gewohnt gut: Fette Bässe, knusprige Höhen und eine wunderbar präsente Stimme mit angemessenen Doubles.


Die Features auf dem Album sind rar gesät: Einmal dürfen natürlich die Antilopen-Kollegen bei „Gazellenbande“ ran (großartig!) und für „Trance“ hat NMZS seinen alten Kumpel Illoyal an Bord geholt, der mit seinem Stil (im positiven Sinne) ein wenig an Prezident erinnert.
Insgesamt ist „Der Ekelhafte“ ein rundes Album geworden, dass die vielen Facetten von NMZS aufzeigt ohne dabei seinen roten Faden – manifestiert in Persönlichkeit und Stil des Künstlers – zu verlieren. Schade dass es das letzte war. R.I.P. NMZS. (Sören Reimer)

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