(Fiction,
2014)
Über
Bands, die man erst viel zu spät entdeckt, habe ich mich ja schon zu
Zeiten des Kid Kopphausen-Albums ausgelassen. Ein ganz ähnliches
Phänomen ist mir bei der britischen Slowcore-Band Elbow widerfahren:
Nach den frenetischen Rezensionen zu „The Seldom Seen Kid“ und
„Build a Rocket, Boys“ habe ich immer mal wieder kurz in das
Oeuvre der Band gehört und konnte dennoch nicht recht warm werden
mit den ausladenden Songs, die für Post-Rock zu poppig waren und den
verschachtelten Texten, die für Pop zu Songwriter-esque daher kamen.
Und so
verschwanden Elbow erst mal wieder aus meinem Sichtfeld bis ich –
und ich gestehe dies ungern der Mechanik sozialer Netzwerke zu –
über einen Freund auf ein Live-Video der Band stieß. Und da war es
plötzlich: Dieses Gefühl, hier eine ganz besondere Band zu hören.
Da war eine Dringlichkeit und ein ganz eigener Drive in dieser Musik,
den die vorher gehörten Studio-Aufnahmen irgendwie vermissen ließen
(oder schlichtweg nicht genau so gut transportieren konnten).
Als dann kurz darauf „The Take Off and Landing of Everything“ angekündigt wurde, habe ich es mir direkt vorbestellt. Doch als das Album dann da war, war die Enttäuschung erst mal groß: Das soll es jetzt gewesen sein? Irgendwie sprang der Funke nicht so recht über.
Zumindest nicht direkt. Doch mit der Zeit wuchs das Album. Mit jedem weiteren Hördurchgang kamen kleine, textliche Aha-Momente hinzu und schleiften sich die groß gedachten Melodien zunehmend in den Kopf ein. Und weiter und weiter rotierte das Album bis wirklich jeder in meinem Umfeld genervt „Schon wieder Elbow?“ fragte, sobald ich die Musik auswählen durfte.
Es ist
an verschiedenen Stellen ja schon Viel und und Gutes über dieses
Album gesprochen worden und dennoch gibt es einige Momente, die
besonderer Beachtung bedürfen.
Da wäre zum Beispiel das Großartige „New York Morning“, das zunächst irgendwie unauffällig im Zusammenspiel des Albums untergeht. Doch dann ist da auf einmal dieser Ohrwurm, von dem man nicht mehr weiß, wo er genau herkommt. Und dazu die Zeilen die einen nicht mehr los lassen:
Da wäre zum Beispiel das Großartige „New York Morning“, das zunächst irgendwie unauffällig im Zusammenspiel des Albums untergeht. Doch dann ist da auf einmal dieser Ohrwurm, von dem man nicht mehr weiß, wo er genau herkommt. Und dazu die Zeilen die einen nicht mehr los lassen:
„Oh my
God New York can talk.
Somewhere
in all that talk is all the answers.
Everybody
owns the great ideas,
And it
feels like there's a big one round the corner.“
- New
York Morning
Auch
erwähnen kann man den kurz eingespielten Beat am Anfang von „Honey
Sun“, der von einem der Bandmitglieder mit einem erschreckten
„Whoa!“ quittiert wird, woraufhin vergnügtes Gelächter
ausbricht – wie sympathisch diesen Scherz und kleinen Schnitzer in
das Intro des Songs einzuarbeiten (oder es zumindest danach aussehen
zu lassen).
Neben
all den anderen ergreifenden Songs auf dem Album ist mir vor allem
noch „My Sad Captains“ ans Herz gewachsen. Vermutlich liegt es an
persönlichen Erinnerungen, die der Chorus in mir
wach ruft – aber nichts desto trotz halte ich diese Stelle für
eine der Berührendsten auf dem gesamten Album.
„Another
sunrise with my sad captains,
With who
I choose to lose my mind.
And if
it's so we only pass this way but once,
What a
perfect waste of time.“
- My Sad
Captains
Warum ich nun also
deine Zeit – werte Leserin – mit diesen unnötigen und
vorsortierten Beobachtungen verschwendet habe kann ich nur wie folgt
erklären: Gib Dingen eine zweite Chance – es könnte sich lohnen.
Und wenn nicht, hast du auch nichts verloren. (Sören Reimer)