Dienstag, 30. Juli 2013

Anteater – Oxygen

(2013)


Irgendwo zwischen Post-Hardcore und Black Metal gibt es eine kleine und unscheinbare Schnittstelle. In die ihr zustehenden Grautöne gekleidet, wird ihr weniger Aufmerksamkeit zuteil als ihr gebührt. Schade eigentlich, bringt sie doch so hervorragende Bands wie Anteater hervor.

Die fünfköpfige deutsche Band, die bereits im Mai des vergangenen Jahres ihre „EP“ veröffentlichte, hat sich – nicht nur visuell – extrem weiterentwickelt.
Wie schon erwähnt, tummeln sich Anteater irgendwo im Post-Hardcore und mischen ihn immer deutlicher mit Einflüssen aus dem (jetzt wieder hippen) Black Metal (auch wenn sie das selber vielleicht nicht so sehen). Mit harten Progressionen schreiten sie dabei durch ihre Songs und schaffen es ein ums andere Mal, den Zuhörer so zu verblüffen. Die Riffs werden ohne großes Brimborium aneinander gereiht und bilden doch genau dadurch perfekte Einheiten. Stückelung als ästhetisches Bindemittel quasi.
Die Stimme der Shouterin überzeugt auf ganzer Linie mit hohem Druck und aggressiver Phrasierung (und nur bei zurückgezogenen Momenten wie in „Cocoon“ oder dem Ende des Titelstücks fällt überhaupt auf, dass es sich um eine Frau handelt – Shouten bleibt geschlechtsneutral). Die Gitarren-Sounds sind angenehm klar produziert, genau wie das Schlagzeug, das vornehm im Hintergrund explodiert. Besonders gelungen sind aber vor allem die stimmungsgeladenen, ruhigen Parts, die mit ihrer weichen und umgebenden Charakteristik im Kontrast zu den harten Riffs besonders viel Hörvergnügen erzeugen.
Die größte Stärke des Albums ist auf jeden Fall die Energie, die es transportiert und die sich sofort auf den Zuhörer überträgt. Die Gitarren brettern herrlich nach vorne, die Sängerin brüllt unaufhaltsam und das Schlagzeug treibt das Ganze noch mal ordentlich an – eine unwiderstehliche Mischung. Als Schwäche könnte man dem Album wohl nur vorwerfen, dass es etwas kurz geraten ist. Außerdem fällt das relativ lange Intro von „Silhouettes“ ein bisschen aus dem Rahmen und stört den Hörfluss ein wenig.
Trotzdem bleiben Anteater auf jeden Fall eine schwarze Blüte im kleinen unscheinbaren Fleckchen Erde, das völlig verbrannt zwischen der Frosthölle des Black Metal und den Höllenfeuern des Post-Hardcore entstanden ist. (Sören Reimer)