(Uncle M, 2014)
Wir leben in unserer Zeit und unserer Kultur in einem
Zustand, in dem immer alles möglich scheint. Wir können alles erreichen, glauben
wir. Wir können alles verlieren, glauben wir. Wir sind sicher, glauben wir, und
haben doch Angst vor den vermeintlich alltäglichen Dingen (Umweltkatastrophen,
Ebola, Atomenergie, Facebook-Privacy-Settings, etc). Und genau so, wie die
Möglichkeiten unbegrenzt erscheinen und uns Auftrieb verleihen, lähmen uns
unsere Ängste und verunsichert uns dieser ganze „Status Fluxus“ (Sorry, my
fellow Shadowrun-Nerds!).
Zweiter Anlauf: Wie würde eine Band klingen, in der John K.
Samson und Josh Homme mitwirken würden? Vermutlich ganz ähnlich wie Restorations
auf ihrem dritten Album (das sie der Einfachheit halber einfach genau so
genannt haben). Hier treffen groovige Desert-/Stoner-Rockige Riffs auf
balladeske und toll erzählte Texte. Ein Widerspruch, könnte man meinen, doch
Restorations zeigen auf ihrem Album eindrucksvoll, dass sehr persönliche
Strophen und geradzu stadienrockige "Oh-oh-oh"-Chori wunderbar Hand in Hand
gehen.
Insgesamt feiern die fünf Jungs aus Philadelphia auf ihrem
Album die Kunst des Kontrasts und den Bruch mit der Hörerwartung. Begonnen bei
dem blubbernd beginnendem Opener „Wales“ über das geniale leise-laut-leise
Intro der Single „Separate Songs“, bis zum plötzlich lospreschenden (und
unheimlich ohrwurmtauglichen) „Tiny Prayers“.
Restorations - "Separate Songs" Official from John Komar on Vimeo.
Wie bereits erwähnt erinnern die Texte in ihrer Art, ganz
alltägliche Dinge so zu arrangieren, dass ein schlüssiges Stillleben oder eine
clevere Geschichte daraus entsteht, an John K. Samson (oder um einen
vergleichbaren deutschen Poeten zu nennen: Niels Frevert). Und da finden wir
uns auch schon wieder bei den Ängsten und Hoffnungen des täglichen Lebens – vor
allem aber den Ängsten.
“The things we’d trade in some strangers’ basements /
The things we’d trade with the boats on the foreign shores /
The things we’d trade with the boats on the foreign shores /
But it bites back /
It doesn’t care at all /
If I looked up, this would be your ceiling /
I wanted to go home /
Now I just want to go back /
Side stage / Off in the corner /
We hit it off / And by “hit it off” I mean /
I was staring at the floor / I was trembling like a child”
-
Most
Likely A Spy
Wer ein Ohr für und eine
Neigung zu dieser Art der Erzählung hat, dem werden Restorations mit ihrer
härteren Art des Vortrags sicherlich einen erfrischenden neuen Input geben.
Wer eher ein Ohr für
Post-Punkigen Rumpelrock hat, dürfte hier vielleicht seine perfekte
Sonntag-Nachmittags-CD gefunden haben. Alle Anderen sollten auch mal reinhören.
Es gibt ja so viel zu entdecken. (Sören
Reimer)