(Grand Hotel van Cleef, 2014)
Wieder einmal hat der Frontmann einer
erfolgreichen Band beschlossen, in Zukunft (auch) seinen eigenen Weg
zu gehen. In diesem Fall hat sich Marcus Wiebusch von Kettcar
gedacht, dass er die Pause der Band gut dazu nutzen könnte, seine
ganz eigenen (und vielleicht auch mal etwas ausgefalleneren)
musikalischen Ideen umzusetzen. Warum man diese Geschichte so häufig
am Beispiel von SängerInnen/Frontfrauen/-männern hört, liegt ja
irgendwie auf der Hand: Die Person, die ohnehin schon immer am
Mikrofon steht, ist nicht so sehr auf die Band angewiesen, wie die
Band auf sie (Ausnahmen bestätigen mal wieder die Regel). Die große
Frage, die sich bei solchen Alleingängen stellt, ist wohl immer: Kann
die/der SängerIn auch alleine gute Songs schreiben (oder engagiert
er Jemanden, der das gut kann)?
Und erfreulicherweise beweist Marcus Wiebusch auf seinem Solo-Debüt Konfetti, dass er Letzteres sogar ganz hervorragend beherrscht. Stilistisch tobt der Sänger sich so richtig zwischen Hip-Hop-Beats, Bläser-/Streicher-Flächen und Klavierballaden aus. Seine Stimme und sein typischer Duktus bleiben dabei natürlich erhalten und schaffen auf ihre ganz eigene Art und Weise dabei eine Art Stringenz und das verbindende Element des Albums.Denn insgesamt steht die Stimme im Mix immer voll im Spot, wohingegen die anderen Instrumente eher an den matt erleuchteten Bühnenrand gedrängt werden – ein bisschen schade, um die toll eingespielten Stimmen, gleichzeitig aber auch ein Segen, da so Wiebuschs Texte in den Vordergrund treten können.
Denn
wie so häufig bei einem Album, das in die Kategorie Songwriter
fällt, sind hier die Texte von besonderer Bedeutung (vgl. hierzu
meine Ausführungen zu Spaceman Spiffs Endlich Nichts).
Denn so stark die musikalische Untermalung der Songs auch ausfallen
mag, sie können doch schlecht geschriebene oder inhaltsleere Texte
nicht retten.
Marcus Wiebusch ist natürlich kein Anfänger in dieser Disziplin und beweist erneut, dass er mit Worten umzugehen weiß – auch wenn sein direkter und wenig poetischer (im Sinne von malerisch oder auch blumig) Stil sicherlich sehr eigen ist. Doch thematisch beweist Wiebusch einen Blick fürs Wesentliche: Er formuliert treffende Aussagen gegen die Unterdrückung von Nerds (wobei das sicherlich im Angesicht der Verwendung im Alltagsdiskurs zu verhandeln ist – treffender wäre wohl Außenseiter), gegen Homophobie im Fußball (das vorab veröffentlichte „Der Tag wird kommen“ hat ja bereits einige, teils überschwängliche Lorbeeren eingeheimst) oder schlicht über Nostalgie und alte Freundschaften (quasi den Epilog zu Caspers „Die letzte Gang der Stadt“). Und dabei mag es passieren, dass die – wie schon erwähnt etwas rau daherkommenden – Texte nicht sofort ins Hirn oder ins Herz gehen; mit wiederholtem Hören kann aber auch gerade das sperrige „Der Tag wird kommen“ eine gehörige Gänsehaut hervorrufen, wenn Wiebusch wütend wettert:
„All ihr homophoben Vollidioten, all ihr dummen Hater ,
All ihr Forums-voll-Schreiber, all ihr Schreibtischtäter,
All ihr miesen Kleingeister mit Wachstumsschmerzen,
All Ihr Bibelzitierer mit eurem Hass im Herzen,
All ihr Funktionäre mit dem gemeinsamen Nenner,
All Ihr harten Herdentiere, all Ihr echten Männer,
Kommt zusammen und bildet eine Front,
Und dann seht zu, was kommt.“
Marcus Wiebusch ist natürlich kein Anfänger in dieser Disziplin und beweist erneut, dass er mit Worten umzugehen weiß – auch wenn sein direkter und wenig poetischer (im Sinne von malerisch oder auch blumig) Stil sicherlich sehr eigen ist. Doch thematisch beweist Wiebusch einen Blick fürs Wesentliche: Er formuliert treffende Aussagen gegen die Unterdrückung von Nerds (wobei das sicherlich im Angesicht der Verwendung im Alltagsdiskurs zu verhandeln ist – treffender wäre wohl Außenseiter), gegen Homophobie im Fußball (das vorab veröffentlichte „Der Tag wird kommen“ hat ja bereits einige, teils überschwängliche Lorbeeren eingeheimst) oder schlicht über Nostalgie und alte Freundschaften (quasi den Epilog zu Caspers „Die letzte Gang der Stadt“). Und dabei mag es passieren, dass die – wie schon erwähnt etwas rau daherkommenden – Texte nicht sofort ins Hirn oder ins Herz gehen; mit wiederholtem Hören kann aber auch gerade das sperrige „Der Tag wird kommen“ eine gehörige Gänsehaut hervorrufen, wenn Wiebusch wütend wettert:
„All ihr homophoben Vollidioten, all ihr dummen Hater ,
All ihr Forums-voll-Schreiber, all ihr Schreibtischtäter,
All ihr miesen Kleingeister mit Wachstumsschmerzen,
All Ihr Bibelzitierer mit eurem Hass im Herzen,
All ihr Funktionäre mit dem gemeinsamen Nenner,
All Ihr harten Herdentiere, all Ihr echten Männer,
Kommt zusammen und bildet eine Front,
Und dann seht zu, was kommt.“
- Der Tag
wird kommen
Der einzige Moment, in dem er sich traut, mal eine etwas malerische(re) Sprache zu verwenden (man hört es dem Titel von „Der Fernsehturm liebt den Mond“ schon an) , geht irgendwie ein bisschen die Idee dahinter verloren – oder gerade eben nicht, aber das würde jetzt zu weit führen.
Natürlich
ist Konfetti kein neues Kettcar-Album geworden – aber das wäre ja
auch ein bisschen zu einfach. Stattdessen liefert Herr Wiebusch ein
sehr eigenständiges und interessantes Album ab, das vielleicht ein
bisschen Zeit braucht – dann aber um so mehr Freude bereitet.
(Sören Reimer)