Freitag, 21. September 2012
Dienstag, 18. September 2012
Slint – Spiderland
(Touch and Go,
1991)
Schon
wieder alter Post-Rock, aber dieses mal keine abenteuerlichen Exkurse über das Für und Wider. Einfach nur Musik.
Leise
Gitarren, ein repetitives Riff, irgendwo zwischen Country, Grunge und
Fahrstuhlmusik (Sehr Tortoise-esque. Beziehungsweise umgekehrt. Ach!
Wäre ich doch nur einmal dazu in der Lage alle Musiken der Welt in
der chronologisch und Bezugsmäßig korrekten Abfolge zu hören!).
Dazu leises, unharmonisches Gebrabbel (Doors-esque). Pause. Und
weiter. Dann auf einmal:
Duuuu! Iiiii! Duuuu! Iiiii! Die Gitarren übersteuern heftig. Abwärtsmotiv zum Abschluss der Phrase: Dödödööö! Dödödööö! Dödödööö! Jetzt eindeutig mehr Grunge. Der Gesang klingt auch genau so. Rauh. Verzweifelt. Dann wieder abgeklärtes Gebrabbel, sofort gefolgt vom erneuten, jugendlichen Geschrei.
Duuuu! Iiiii! Duuuu! Iiiii! Die Gitarren übersteuern heftig. Abwärtsmotiv zum Abschluss der Phrase: Dödödööö! Dödödööö! Dödödööö! Jetzt eindeutig mehr Grunge. Der Gesang klingt auch genau so. Rauh. Verzweifelt. Dann wieder abgeklärtes Gebrabbel, sofort gefolgt vom erneuten, jugendlichen Geschrei.
(Man
mag mir an dieser Stelle den kurzen Exkurs verzeihen, aber das Cover
des Albums spiegelt diese Jugendlichkeit eigentlich perfek wieder:
Vier junge Männer, allesamt schwimmend, postpubertär. Ein
verwackeltes Schwarz-Weiß-Foto und überraschte und irgendwie
schelmisch grinsende Gesichter. Wer
weiß, was diesen Jungs im Kopf rumging, als sie dieses Album
schrieben?)
Der
Song endet dann so, wie er begann: leise Gitarren und Gebrabbel.
Irgendwie schön. Irgendwie unverständlich.
Dann
kommt der Nosferatu Man. Die Idee ähnelt der von Breadcrumb Trail (also dem ersten Song. Aber wozu sind Namen schon gut?): Ein leises Gitarren-Riff am Anfang mit
gesprochener Stimme (nur dass die Gitarre direkt verzerrt ist, viel
gruseligere Harmonien verwendet und das Motiv, das im Wechsel mit dem
Gesang auftaucht, eher so klingt: Rödödödö I-i-i-i-i-iöi!). Dann
folgt der Ausbruch mit verzerrten Gitarren und grungigem Gesang.
Packender dieses Mal. Dann Instrumental-Break, schwer groovend.
Dödö.Dödö.Dödö.Dödö. Dann wieder geflüstert-gesprochener
Text, wovon sich die Gitarren nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Dödö.Dödö.Dödö.Dödö. Dann auf einmal Didi.Didi.Didi.Didi.
Abwärts-Folge. Die wollen was Neues. Und da taucht auch schon wieder
die Stimme auf. Didi.Didi.Didi.Didiiiiii.Schluss. Oh. Schon?
Wer ist
eigentlich Don, Aman? Klingt zumindest ganz gut. Der
Song, nicht der Name. Mit schwerem Pathos hören wir die Stimme sagen: "Don stepped outside." Dann Zwei Minuten lang Bass, cleane Gitarre und düstere Satzfragmente. Schleppend. Da da daa da da daa. Da da da da da da di da. Dann
Themenwechsel. Thema B geht ganz langsam los.
Einzelne Töne verweben sich und fangen langsam an zu rennen. Dann
wieder die Stimme. So ein manisches Flüstern.
(Nett übrigens, dass
die Jungs überhaupt kein Booklet zu der CD beigelegt haben.
Stattdessen ist auf der Rückseite des Covers vermerkt, dass sie eine
Sängerin suchen. Meldungen bitte postalisch an 1864 douglas blvd. louisville, ky. 40205.)
Weitere
Steigerung. Verzerrte Gitarre. Rädädädädädädädädädädädädädädädädädä.
Dann auf einmal wieder Ruhe. Bass und Gitarre faden langsam aus. Nach
der Stille noch einmal kurz in der Ferne die E-Gitarre, schwer verhallt. Rädädäää...
Man
merkt schnell, über jeden dieser Songs könnte man ganz leicht
wesentlich mehr schreiben. Und es ist ja auch gerade mal die halbe
Platte erzählt. Auch könnte ich jetzt noch lange über die
interessanten Experimente zwischen Grunge und Easy-Listening,
zwischen Film-Musik und Spoken-Word-Art/Hörbuch (Good Morning, Captain) diskutieren. Aber manchmal
taugen Worte eben auch einfach nicht. Anhören. (Sören Reimer)
Samstag, 15. September 2012
Eversham - Eversham
(2012)
Irgendwie
ist es bezeichnend, dass ich zuerst in einem Online-Forum über
Eversham gestolpert bin. Damals – hach! Welch großes Wort, wenn
man bedenkt, dass ich nur von 2011 rede – warb jemand in besagtem
Forum in einem einschlägigen Diskussionsstrang für das damals
gerade erschienene Debüt der australischen Band. Interessanterweise
– zumindest für mich damals sehr überraschend (ja, ich war schon
immer von der langsamen Sorte) – völlig umsonst. Dafür aber mit
einem gut produzierten Musikvideo, das passenderweise die Stilistik
der Clips von Steven Wilson, den ich schon damals völlig abgefeiert
habe, aufgriff (Gasmasken, entmenschlichte Gestalten, flackernde
Lichter und sonst alles was einem dieses angenehme Gefühl aus Grusel
und Distanz vermittelt). Das Album selbst hat mich damals allerdings
nicht völlig überzeugt. Irgendwie fühlte ich mich mit den Teilen
zwischen den teilweise schon sehr schönen Gitarrenriffs noch etwas
überfordert. Die Musik war schon damals – schon wieder!
Anscheinend ist mein epische-Worte-Konto noch zu voll – sehr
progressiv, allerdings noch größtenteils ruhiger und
melancholischer, angefüllt mit vielen Synthie-Flächen, die den
geneigten Hörer zum cineastischen Ausflug durch die eigene Fantasie
einladen.
An
dieser Stelle findet sich der größte Schnittpunkt zum neuen Album,
zu dem die Band übrigens wieder einen ganz hübschen Videoclip
veröffentlicht hat. Allerdings unterscheidet sich das neue Album
auch wesentlich von seinem Vorgänger: Nach wie vor handelt es sich
bei der Musik von Eversham um instrumentalen Prog-Rock, der nun
allerdings viel härter und brachialer um die Ecke kommt. Das tut der
Eingängigkeit der Songs erstaunlich gut und betont den cineastischen
Charakter noch in sofern, als dass es so wirkt als würden hier die
Gitarren direkt mit dem Hörer kommunizieren. Auch kommen wieder
viele Synthies und Keyboards zum Einsatz (sogar ein Klavier! Ein
Klavier!), dieses mal jedoch viel eher im Dienste der Gitarren und
nicht zum Stopfen der Lücken. So scheint es, dass Eversham die
Wasserscheide, an der sie sich auf dem letzten Album befunden haben,
mit vollem Karacho in Richtung Rock und Metal hinunter geschwommen,
nein -gesprungen sind. Doch leider gehört dieses Album noch zu den
vielen schönen Phänomenen, die das Internet in seiner Hinterhand
hält und es nur demjenigen, der zufällig das Glück hat darauf zu
treffen, mit einem schelmischen aber wohlwollenden Grinsen überreicht. (Sören Reimer)
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