(Grandhotel
Van Cleef – 2014)
Um als
Songwriter erfolgreich zu sein (aus künstlerischer Sicht –
finanzieller Erfolg steht noch einmal auf einem ganz
anderen Blatt) benötigt man wohl vor allem drei Dinge: Eine
ausgeprägte Musikalität bildet (je nach Sichtweise) das Fundament
für das Schreiben von Liedern. Ein gewisser Hang zu poetischer
Ausdrucksweise (was genau Poesie ist, darüber sollen sich jetzt
bitte die Fachleute streiten) verpackt sogar relativ schlichte
Aussagen in ansprechende Konstruktionen. Und zuguterletzt benötigt
man eine Art Lebensweisheit – eine Anschauung der Welt, ein
Verständnis für ihre Komplexität – die es gar nicht erst dazu
kommen lässt, dass die Aussagen, die die Songs haben, trivial werden
könnten.
Dass
alle diese drei Kompetenzen zur Gänze erfüllt werden, kann man
relativ selten finden: So sehr ich Wolfgang Müller für seine
textlichen Fähigkeiten und seine Aussagen schätze, so schwer macht
er es doch dem Zuhörer durch die musikalische Gestaltung seiner
Songs. Und selbst ein Urgestein wie Hannes Wader schwächelt
bei genauerer Betrachtung, da er anstelle eines eigenständigen
Weltbildes lieber kommunistische Floskeln zitiert (auch hier seien
seine textlichen Fähigkeiten und sein musikalisches Können nicht in
Frage gestellt). Ziemlich gut positioniert sich hingegen
beispielsweise der Hamburger Gisbert zu Knyphausen, der es
immer wieder schafft ein auf allen Ebenen mehr als
zufriedenstellendes Ergebnis abzuliefern. Und – wenn auch er ihm in
Sachen Popularität noch um einiges nachsteht – auf eine genau so
hohen Niveau agiert der ebenfalls in Hamburg wohnende Songwriter
Spaceman Spiff.
Der hat
nun sein mittlerweile drittes Album „Endlich Nichts“ über das
Grandhotel Van Cleef-Label veröffentlicht und hat damit wieder
einmal vorgelegt, was alles in ihm steckt: Die Songs beeindrucken
durch ihre schönen Melodien, deren Ohrwurmpotenzial gefährlich hoch
ist, und durch die abwechslungsreiche Instrumentierung, die von einer
einzelnen Gitarre bis hin zur vollen Band-Besetzung inklusive
flächiger Streicher reicht. Auch der Sound ist übrigens ganz
hervorragend gelungen: Das Album ist durchgehend klar und brillant
und die einzelnen Instrumenten lassen sich stets gut voneinander
trennen, ohne das Gesamtbild zu trüben.
Textlich
legt der Spaceman wieder voll los und schafft es mit seinen Texten zu
berühren, zum Denken anzuregen und zum Lächeln zu bringen.
„Lass dir vom Rausch nur die Sinne betören,
Und vom Kater danach dann das Leben erklären.
[…]
Es läuft
sich ganz gut mit gebrochenen Beinen,
Ein gebrochener Wille bringt dich zu Fall.
Ein gebrochener Wille bringt dich zu Fall.
[…]
Und es
kämpft sich ganz gut mit gebrochenen Armen,
Ein gebrochener Wille schlägt dich zu Brei.“
Ein gebrochener Wille schlägt dich zu Brei.“
- Wände
Was an
diesem Zitat auch schon deutlich wird ist die Botschaft dieses Albums
(die sich auch schon in anderen Songs erkennen ließ). Wobei es da
sicherlich nicht nur eine einzelne Botschaft gibt – aber eine ist
doch stets präsent: Gib (dich) nicht auf.
Und dazu regt er auf so schöne und ansprechende Weise an, dass man ihm den Gefallen doch gerne tut. Wer würde schon aufgeben wollen, wenn es noch so schöne Musik gibt?
Und so
erkennt man auch, wozu ein Songwriter die genanten Fähigkeiten
gebrauchen kann: Wenn er sie richtig einsetzt, dann macht er nicht
mehr nur Musik, sondern dann beeinflusst er den Hörer; dann macht
er das Leben ein wenig lebenswerter. (Sören Reimer)