(Buback,
2013)
Ein
befreundeter Blogger schrieb kürzlich, dass das Interessante an den
Texten von Grim104 die Bezüge auf das Leben jugendlicher
Landkinder sei. Immerhin drehen sich die Songs nicht um Berlin oder
Hamburg, sondern um „Dörfer, die mit "-ow" oder "-itz" enden“
(Crystal Meth in Brandenburg). Und tatsächlich greift die
selbsternannte „geisteskrankere Hälfte von Zugezogen Maskulin“
(last.fm) in seinen Songs „Frosch“, „Crystal Meth in
Brandenburg“ oder „2. Mai“ die Thematik auf eine ganz
persönliche Art und Weise auf (ohne dabei zu romantisieren wie
Casper es beispielsweise in
„Die letzte Gang der Stadt“ oder „Michael X“ tut). Doch
gleichzeitig tut dieses Statement der Tiefe der acht Tracks kurzen EP
unrecht (Nichts gegen dich, Markus, aber auf dieser Plattform haben
wir nun mal die Möglichkeit, auch beim Thema Deutschrap etwas mehr in
die Tiefe zu gehen).
Denn tatsächlich verstecken sich hier noch viel tiefere Abgründe als „nur“ die einer verkorksten Jugend. In „Dreck Scheiße Pisse“ rechnen ZM (bitte? Oh, Entschuldigung: Grim104 feat. Testo) mit der Deutschrap-Szene ab:
„I can't relax in Deutschrap. ADHS in Reinkultur,
Schmeiß
Boxen in die Menge, wie Haft die Fans bei Rheinkultur.
[…]
Ian
Curtis hat sich nicht in seiner Küche aufgehängt,
Damit
ihr bei Casper weinen dürft und mich damit bedrängt.
Heult
rum, dass euer Leben finster und beklemmend ist,
Und
dann geht einer wirklich eher: Rest in peace, NMZS!“
- Dreck Scheiße Pisse
- Dreck Scheiße Pisse
In
die gleiche Kerbe schlägt das ruhig fließende „Cro Hafti Herzl“.
Wobei hier bereits die Message eher eine politische Schlagrichtung
bekommt. Genau so sind auch „Der kommende Aufstand“ und „2.
Mai“ ausgerichtet. Mit dem großartigen „Ich töte Anders
Breivik“ und dem düsteren „Sternstunde der Bedeutungslosigkeit“
zeigt Grim104 schließlich noch seine philosophische Seite und
bestätigt den Eindruck, dass sein Solo-Effort vielleicht textlich
verrückter als ZM ausfällt (das liegt wohl im Auge des
Betrachters), auf der musikalischen Seite aber doch eher ruhiger
gestaltet ist. Dies fördert allerdings die düstere Stimmung der
Songs und verleiht der gesamten EP eine angenehm eigene Note, so dass
man wirklich das Gefühl hat, es hier mit einem eigenständigen
Kunstwerk zu tun zu haben.
Besonders
bemerkenswert sind wohl die unfassbar schnellen Referenzen, mit denen
Grim104 einen des öfteren auf dem falschen Fuß erwischt. Dies führt
dann wahlweise zu einem überraschten Lächeln oder zu einem
erschreckten Kloß im Hals.
„Ich
habe einen Alptraum, den ich jede Nacht kriege:
Den Soundtrack zum Untergang spielen Foster the People.
[…]
Cro ist das Symptom einer Jugend in der Krise:
Kurz vor dem Kollaps lässt sich keiner die Laune vermiesen.
[…]
Den Soundtrack zum Untergang spielen Foster the People.
[…]
Cro ist das Symptom einer Jugend in der Krise:
Kurz vor dem Kollaps lässt sich keiner die Laune vermiesen.
[…]
Es
ist plötzlich so hell als der Komet die Erde zerstört.
Nie wieder Frieden. Nie wieder Curse.“
- Ich töte Anders Breivik
Nie wieder Frieden. Nie wieder Curse.“
- Ich töte Anders Breivik
Auf dem eingangs genannten Blog hieß es ebenfalls, dass Grim104 in durch seine EP relativ „viral“ geworden ist – was ja eine erfreuliche Sache ist. Da er jetzt mit ZM sogar den Opening-Act für Thees Uhlmann machen darf (ein ganz großer Spaß für die Beteiligten auf der Bühne nehme ich an), muss er sich aber um das Thema Popularität in näherer Zukunft wohl ohnehin keine Sorgen mehr machen. Man darf aber gespannt bleiben, ob sich seine kommenden Releases wohl noch damit abgeben, von der verkorksten Landjugend zu erzählen. (Sören Reimer)
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