Donnerstag, 17. April 2014

Luca Vasta - Alba



Melancholisch, verträumt und auf eine besondere Art düster und hell zugleich.
Wer Luca Vasta's Cut My Hair bereits kennt, der weiß, auf was er sich einlässt: Popmusik, jedoch mit eigener Note. Es hört sich nicht nach durchgemischtem Produktionsbrei an, dessen Hauptziel Radiostationen mit weiter Frequenz darstellen und die Frau somit an die Spitze der Charts katapultieren. Auch singt sie weder über harte Party-Exzesse, Drogen oder Feminismus (der ja bei einigen Künstlerinnen Thema ist). Nein, auf ihrem ersten Longplayer konzentriert sich Vasta lieber auf sich selbst und die Dinge, die sie umgeben. Seien es ihre Mitmenschen, denen sie für ihren Lebensweg nur das Beste wünscht, eine zerbrochene Liebe oder der Mut zum Neuanfang. Ehrlich und offen gibt sich die 26 Jährige, bleibt dabei aber durchgehend geheimnisvoll.
Auch der Sound ihrer Musik unterscheidet sich von dem der herkömmlichen deutschen Pop-Sternchen. Auf elektronische Bässe wird verzichtet, stattdessen findet man auf ALBA minimalistische Effekte wie ein leises Rauschen, hier und da ein erdrückendes Hauchen oder einen hallenden Chor, der sich stets im Hintergrund befindet, aber gerade deswegen auffällt. Erzeugt wird dadurch eine sehr entspannte, aber auch mysteriöse Atmosphäre, die sich das ganze Album über hält. Vasta's Gesang passt ideal in diese Nische: Verspielt und mädchenhaft erzählt sie ihre Geschichten, ohne dabei stimmlich großartige Risiken einzugehen.
Wichtiger sind hier die Emotionen, die man der Sängerin in jedem Stück an ganz bestimmten Stellen entnehmen kann. Denn wenn Luca eins besitzt, dann ist es Coolness. Vor allem in ihrer Stimme. Doch diese bricht immer wieder, wenn sie in ihrer Musik an emotionale Grenzen stößt: Songs wie Heartbeat oder der Schlussakt Wicked Games zeigen eine eher zerbrechlichere Seite der Künstlerin. Den Höhepunkt stellt hierbei der Track Take The Gun dar, laut Vasta einer ihrer Lieblinge auf dem Album, der die letzten Augenblicke im Bett einer bereits gescheiterten Beziehung thematisiert.
Doch die Gelassenheit kommt unter keinen Umständen zu kurz. Auch wenn ruhigere Stücke das Album dominieren, sind neben Cut My Hair noch zwei weitere geladene Nummern zu finden: Sometimes You're Right und #Imperial (I Don't Wanna Dance). Letzteres lässt sich an bereits erwähnter Coolness kaum übertreffen. Mit lässigem Gesang und zum Tanzen verleitendem Instrumental beschreibt Luca genau das Gegenteil: Sie möchte sich weder zur Musik bewegen, applaudieren, noch dem heißen Typen auf der Bühne zuhören. Das Ganze Stück strotzt nur von frecher Selbstironie, fällt bereits beim ersten Durchlauf der Platte auf und stellt daher ebenfalls ein Highlight dar.

In welche Kategorie von Musik lässt sich ALBA nun einordnen? In den heutigen Zeiten würde man den Stil definitiv als eine Mischung aus Alternative und Independent bezeichnen, doch wegen dem eingängigen Sound ist es eben doch irgendwo Pop. An manchen Stellen erinnert es an Künstler wie Lana Del Rey oder Florence & The Machine, was diese Annahme nur bestärkt.

Doch unabhängig vom Genre geht es hier viel mehr um die Dinge, durch die sich Vasta auf ihrer ersten Platte durchkämpft. Sie erzählt uns Geschichten von all den kleinen Dingen des Lebens, die uns zu Boden werfen, aber gleichzeitig wieder aufstehen lassen. Denn wenn es hart auf hart kommt, bleibt einem nichts übrig, als dem Leben direkt in die Augen zu schauen. Und darauf hoffen, dass es besser wird.  (Kai Hermann)

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