Melancholisch, verträumt und auf eine besondere Art düster und hell zugleich.
Wer Luca Vasta's Cut My Hair
bereits kennt, der weiß, auf was er sich einlässt: Popmusik, jedoch
mit eigener Note. Es hört sich nicht nach durchgemischtem
Produktionsbrei an, dessen Hauptziel Radiostationen mit weiter
Frequenz darstellen und die Frau somit an die Spitze der Charts
katapultieren. Auch singt sie weder über harte Party-Exzesse, Drogen
oder Feminismus (der ja bei einigen Künstlerinnen Thema ist). Nein,
auf ihrem ersten Longplayer konzentriert sich Vasta lieber auf sich
selbst und die Dinge, die sie umgeben. Seien es ihre Mitmenschen,
denen sie für ihren Lebensweg nur das Beste wünscht,
eine zerbrochene Liebe oder der Mut zum Neuanfang. Ehrlich und offen
gibt sich die 26 Jährige, bleibt dabei aber durchgehend
geheimnisvoll.
Auch
der Sound ihrer Musik unterscheidet sich von dem der herkömmlichen
deutschen Pop-Sternchen. Auf elektronische Bässe wird verzichtet,
stattdessen findet man auf ALBA
minimalistische Effekte wie ein leises Rauschen, hier und da ein
erdrückendes Hauchen oder einen hallenden Chor, der sich stets im
Hintergrund befindet, aber gerade deswegen auffällt. Erzeugt wird
dadurch eine sehr entspannte, aber auch mysteriöse Atmosphäre, die
sich das ganze Album über hält. Vasta's Gesang passt ideal in diese
Nische: Verspielt und mädchenhaft erzählt sie ihre Geschichten,
ohne dabei stimmlich großartige Risiken einzugehen.
Wichtiger
sind hier die Emotionen, die man der Sängerin in jedem Stück an
ganz bestimmten Stellen entnehmen kann. Denn wenn Luca eins besitzt,
dann ist es Coolness. Vor allem in ihrer Stimme. Doch diese bricht
immer wieder, wenn sie in ihrer Musik an emotionale Grenzen stößt:
Songs wie Heartbeat
oder der Schlussakt Wicked Games
zeigen eine eher zerbrechlichere Seite der Künstlerin. Den Höhepunkt
stellt hierbei der Track Take The Gun
dar, laut Vasta einer ihrer Lieblinge auf dem Album, der die letzten
Augenblicke im Bett einer bereits gescheiterten Beziehung
thematisiert.
Doch
die Gelassenheit kommt unter keinen Umständen zu kurz. Auch wenn
ruhigere Stücke das Album dominieren, sind neben Cut My
Hair noch zwei weitere geladene
Nummern zu finden: Sometimes You're Right und
#Imperial (I Don't Wanna Dance).
Letzteres lässt sich an bereits erwähnter Coolness kaum
übertreffen. Mit lässigem Gesang und zum Tanzen verleitendem
Instrumental beschreibt Luca genau das Gegenteil: Sie möchte sich
weder zur Musik bewegen, applaudieren, noch dem heißen Typen auf der
Bühne zuhören. Das Ganze Stück strotzt nur von frecher
Selbstironie, fällt bereits beim ersten Durchlauf der Platte auf und
stellt daher ebenfalls ein Highlight dar.
In
welche Kategorie von Musik lässt sich ALBA nun
einordnen? In den heutigen Zeiten würde man den Stil definitiv als
eine Mischung aus Alternative und Independent bezeichnen, doch wegen
dem eingängigen Sound ist es eben doch irgendwo Pop. An manchen
Stellen erinnert es an Künstler wie Lana Del Rey oder Florence &
The Machine, was diese Annahme nur bestärkt.
Doch unabhängig
vom Genre geht es hier viel mehr um die Dinge, durch die sich Vasta
auf ihrer ersten Platte durchkämpft. Sie erzählt uns Geschichten
von all den kleinen Dingen des Lebens, die uns zu Boden werfen, aber
gleichzeitig wieder aufstehen lassen. Denn wenn es hart auf hart
kommt, bleibt einem nichts übrig, als dem Leben direkt in die Augen
zu schauen. Und darauf hoffen, dass es besser wird. (Kai Hermann)
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