Donnerstag, 15. Januar 2015

Between Portals – EP

(2015)




Wenn man die Gelegenheit hat, den Entstehungsprozess einer Platte mit zu verfolgen, dann hat man natürlich einen anderen - vielleicht sogar einen verfälschten - Blick auf das finale Produkt. Deswegen bin ich froh, diesen Vorgang einmal im Selbstversuch zu beleuchten.
Glücklicherweise konnte ich während der Aufnahme-Arbeiten von Between Portals erster EP immer wieder mit dem Bassisten der Band, Hendrik, reden und so ein paar Einblicke in den Kampf um die Musik gewinnen.
Ein Kampf klingt vielleicht etwas martialisch, aber immerhin musste die Band eine beachtliche Menge an Zeit und Grips in die Komposition und das Arrangement ihrer Songs stecken – bis dann am Ende alles so war, wie es sein sollte. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Die Songs sind überraschend und mit viel Liebe zum Detail gebaut, so dass sie der angestrebten Mathcore-Maxime durchaus genügen. Die Texte geben sich ebenfalls abwechslungsreich und handeln von gesellschaftlichen Themen bis hin zu Beziehungsfragen.


Ein weiterer Kraftakt wartete im Schritt des Recordings auf die Band. Viel Zeit musste investiert werden und manche Takes mussten gefühlt endlos erneut aufgenommen werden, bis dann alles so war, wie man es sich vorstellte. Dass die Band dafür im kleinen Homestudio zusammengerückt war, hört man den Aufnahmen im Nachhinein überhaupt nicht mehr an: Der Sound ist professionell und fett geworden, die Gitarren schmettern dem Hörer silbrige Salven entgegen, der Bass vereint Rhythmus und harmonisches Fundament und der Gesang scheint dem Zuhörer aus den Boxen entgegen zu springen. Einzig das Schlagzeug klingt manchmal etwas dünn für meinen Geschmack.



Den finalen Touch erhielten die Songs im Mastering, das ein Freund der Band übernahm. Doch danach war nur Zeit für eine kurze Verschnaufpause, denn sofort im Anschluss musste die Band sich mit zahlreichen Proben auf die Vorstellung der EP beim Release-Konzert im Dortmunder Rekorder vorbereiten. 
Auch wenn es sich bei dieser Veröffentlichung vielleicht nur um ein vergleichsweise kleines Projekt handelt, laufen die Vorgänge doch nicht anders ab, als bei „den Großen“. Und – den modernen Möglichkeiten sei dank – klingt sie auch genau so, wie die großen Vorbilder. 

Natürlich habe ich - retrospektiv betrachtet - schon etwas mit der Entstehung der EP mitgefiebert; dies hält mich aber nicht davon ab, das Ergebnis objektiv für gut zu befinden: Auch Jemand, der die Band nicht kennt, dürfte von der Eingängigkeit der Songs begeistert sein. Und auch Hörer, die komplexe Kost erwarten, werden nicht enttäuscht. Between Portals meistern diesen Spagat bereits auf dieser ersten EP meisterlich und man darf gespannt sein, was sie in Zukunft für Material entwickeln werden. (Sören Reimer)

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