(2015)
Wenn
man die Gelegenheit hat, den Entstehungsprozess einer Platte mit zu
verfolgen, dann hat man natürlich einen anderen - vielleicht sogar
einen verfälschten - Blick auf das finale Produkt. Deswegen bin ich
froh, diesen Vorgang einmal im Selbstversuch zu beleuchten.
Glücklicherweise
konnte ich während der Aufnahme-Arbeiten von Between Portals erster
EP immer wieder mit dem Bassisten der Band, Hendrik, reden und so ein
paar Einblicke in den Kampf um die Musik gewinnen.
Ein
Kampf klingt vielleicht etwas martialisch, aber immerhin musste die
Band eine beachtliche Menge an Zeit und Grips in die Komposition und
das Arrangement ihrer Songs stecken – bis dann am Ende alles so war, wie
es sein sollte. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Die Songs sind
überraschend und mit viel Liebe zum Detail gebaut, so dass sie der
angestrebten Mathcore-Maxime durchaus genügen. Die Texte geben sich
ebenfalls abwechslungsreich und handeln von
gesellschaftlichen Themen bis hin zu Beziehungsfragen.
Ein
weiterer Kraftakt wartete im Schritt des Recordings auf die Band.
Viel Zeit musste investiert werden und manche Takes mussten gefühlt
endlos erneut aufgenommen werden, bis dann alles so war, wie man es
sich vorstellte. Dass die Band dafür im kleinen Homestudio
zusammengerückt war, hört man den Aufnahmen im Nachhinein überhaupt
nicht mehr an: Der Sound ist professionell und fett geworden, die
Gitarren schmettern dem Hörer silbrige Salven entgegen, der Bass
vereint Rhythmus und harmonisches Fundament und der Gesang scheint
dem Zuhörer aus den Boxen entgegen zu springen. Einzig das
Schlagzeug klingt manchmal etwas dünn für meinen Geschmack.
Auch wenn es sich bei dieser Veröffentlichung vielleicht nur um ein vergleichsweise kleines Projekt handelt, laufen die Vorgänge doch nicht anders ab, als bei „den Großen“. Und – den modernen Möglichkeiten sei dank – klingt sie auch genau so, wie die großen Vorbilder.
Natürlich habe ich - retrospektiv betrachtet - schon etwas mit der Entstehung der EP mitgefiebert; dies hält mich aber nicht davon ab, das Ergebnis objektiv für gut zu befinden: Auch Jemand, der die Band nicht kennt, dürfte von der Eingängigkeit der Songs begeistert sein. Und auch Hörer, die komplexe Kost erwarten, werden nicht enttäuscht. Between Portals meistern diesen Spagat bereits auf dieser ersten EP meisterlich und man darf gespannt sein, was sie in Zukunft für Material entwickeln werden. (Sören Reimer)
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