Samstag, 15. September 2012

Eversham - Eversham

(2012)



Irgendwie ist es bezeichnend, dass ich zuerst in einem Online-Forum über Eversham gestolpert bin. Damals – hach! Welch großes Wort, wenn man bedenkt, dass ich nur von 2011 rede – warb jemand in besagtem Forum in einem einschlägigen Diskussionsstrang für das damals gerade erschienene Debüt der australischen Band. Interessanterweise – zumindest für mich damals sehr überraschend (ja, ich war schon immer von der langsamen Sorte) – völlig umsonst. Dafür aber mit einem gut produzierten Musikvideo, das passenderweise die Stilistik der Clips von Steven Wilson, den ich schon damals völlig abgefeiert habe, aufgriff (Gasmasken, entmenschlichte Gestalten, flackernde Lichter und sonst alles was einem dieses angenehme Gefühl aus Grusel und Distanz vermittelt). Das Album selbst hat mich damals allerdings nicht völlig überzeugt. Irgendwie fühlte ich mich mit den Teilen zwischen den teilweise schon sehr schönen Gitarrenriffs noch etwas überfordert. Die Musik war schon damals – schon wieder! Anscheinend ist mein epische-Worte-Konto noch zu voll – sehr progressiv, allerdings noch größtenteils ruhiger und melancholischer, angefüllt mit vielen Synthie-Flächen, die den geneigten Hörer zum cineastischen Ausflug durch die eigene Fantasie einladen.
An dieser Stelle findet sich der größte Schnittpunkt zum neuen Album, zu dem die Band übrigens wieder einen ganz hübschen Videoclip veröffentlicht hat. Allerdings unterscheidet sich das neue Album auch wesentlich von seinem Vorgänger: Nach wie vor handelt es sich bei der Musik von Eversham um instrumentalen Prog-Rock, der nun allerdings viel härter und brachialer um die Ecke kommt. Das tut der Eingängigkeit der Songs erstaunlich gut und betont den cineastischen Charakter noch in sofern, als dass es so wirkt als würden hier die Gitarren direkt mit dem Hörer kommunizieren. Auch kommen wieder viele Synthies und Keyboards zum Einsatz (sogar ein Klavier! Ein Klavier!), dieses mal jedoch viel eher im Dienste der Gitarren und nicht zum Stopfen der Lücken. So scheint es, dass Eversham die Wasserscheide, an der sie sich auf dem letzten Album befunden haben, mit vollem Karacho in Richtung Rock und Metal hinunter geschwommen, nein -gesprungen sind. Doch leider gehört dieses Album noch zu den vielen schönen Phänomenen, die das Internet in seiner Hinterhand hält und es nur demjenigen, der zufällig das Glück hat darauf zu treffen, mit einem schelmischen aber wohlwollenden Grinsen überreicht. (Sören Reimer)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen