(2012)
Irgendwie
ist es bezeichnend, dass ich zuerst in einem Online-Forum über
Eversham gestolpert bin. Damals – hach! Welch großes Wort, wenn
man bedenkt, dass ich nur von 2011 rede – warb jemand in besagtem
Forum in einem einschlägigen Diskussionsstrang für das damals
gerade erschienene Debüt der australischen Band. Interessanterweise
– zumindest für mich damals sehr überraschend (ja, ich war schon
immer von der langsamen Sorte) – völlig umsonst. Dafür aber mit
einem gut produzierten Musikvideo, das passenderweise die Stilistik
der Clips von Steven Wilson, den ich schon damals völlig abgefeiert
habe, aufgriff (Gasmasken, entmenschlichte Gestalten, flackernde
Lichter und sonst alles was einem dieses angenehme Gefühl aus Grusel
und Distanz vermittelt). Das Album selbst hat mich damals allerdings
nicht völlig überzeugt. Irgendwie fühlte ich mich mit den Teilen
zwischen den teilweise schon sehr schönen Gitarrenriffs noch etwas
überfordert. Die Musik war schon damals – schon wieder!
Anscheinend ist mein epische-Worte-Konto noch zu voll – sehr
progressiv, allerdings noch größtenteils ruhiger und
melancholischer, angefüllt mit vielen Synthie-Flächen, die den
geneigten Hörer zum cineastischen Ausflug durch die eigene Fantasie
einladen.
An
dieser Stelle findet sich der größte Schnittpunkt zum neuen Album,
zu dem die Band übrigens wieder einen ganz hübschen Videoclip
veröffentlicht hat. Allerdings unterscheidet sich das neue Album
auch wesentlich von seinem Vorgänger: Nach wie vor handelt es sich
bei der Musik von Eversham um instrumentalen Prog-Rock, der nun
allerdings viel härter und brachialer um die Ecke kommt. Das tut der
Eingängigkeit der Songs erstaunlich gut und betont den cineastischen
Charakter noch in sofern, als dass es so wirkt als würden hier die
Gitarren direkt mit dem Hörer kommunizieren. Auch kommen wieder
viele Synthies und Keyboards zum Einsatz (sogar ein Klavier! Ein
Klavier!), dieses mal jedoch viel eher im Dienste der Gitarren und
nicht zum Stopfen der Lücken. So scheint es, dass Eversham die
Wasserscheide, an der sie sich auf dem letzten Album befunden haben,
mit vollem Karacho in Richtung Rock und Metal hinunter geschwommen,
nein -gesprungen sind. Doch leider gehört dieses Album noch zu den
vielen schönen Phänomenen, die das Internet in seiner Hinterhand
hält und es nur demjenigen, der zufällig das Glück hat darauf zu
treffen, mit einem schelmischen aber wohlwollenden Grinsen überreicht. (Sören Reimer)
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