Dienstag, 27. August 2013

Falls Of Rauros - The Light That Dwells In Rotten Wood

(Replenish Records, 2013)


Daniel sagte mal zu mir, dass Labels früher mal richtig für was standen, dass irgendein bekannter Musikjournalist mal davon geschrieben hatte, wie er jede Platte von Virgin nicht nur bereitwillig, sondern geradezu in freudiger Erwartung hörte. Heute dominieren aber die sogenannten Big Four das Musik-Geschäft und vereinen so viel Musik unter ihrem Dach, dass sich über die allgemeine Qualität generell nichts mehr sagen lässt.
Doch auf der anderen Seite sind die kleinen Indie-Labels auf dem Vormarsch und – im Gegensatz zu den früheren und heute in die Big Four eingegliederten Indielabels – sind durch das Internet und die insgesamt gesunkenen Produktionskosten durchaus in der Lage ihre Musik komplett nach ihren Vorstellungen zu einem gelungenen Produktkatalog zusammen zu stellen.
So geschehen zu Beispiel bei Replenish Records. Dieses amerikanische Label vertreibt seine Musik – sofern ich das weiß und beurteilen kann – hauptsächlich via Bandcamp im sogenannten "Name Your Price"-Deal. Musik kostet eben nur noch so viel wie sie einem Wert ist. Der Ethos vom Musiker, der davon lebt nur Musik zu machen, wurde endlich und zum Glück in den Wind geschrieben. Und damit nimmt die Musik eine Stelle ein, die ihr viel besser steht, als die der lukrativen Gelddruckmaschine: Sie wird wieder zur Nebensache und räumt die Bühne für die wirklich dringenden Betätigungsfelder.




Doch nun endlich in medias res: Das Falls Of Rauros-Album The Light That Dwells In Rotten Wood ist ein höchst stimmungsvolles Black Metal-Album, das vom Stil stark an Wolves In The Throne Room erinnert (um mal ein aktuelles Beispiel zu wählen), aber gleichzeitig auch in seinen ruhigen Momenten an die norwegischen Gründerväter der Musik erinnert (man könnte sogar so weit gehen und sagen, dass die cleanen Gitarren so schön und stimmungsvoll sind wie sonst nur bei den Melo-Death-Helden von Opeth).
Und weil sie es so gut können eröffnen Falls Of Rauros ihren Longplayer deswegen auch gleich mit einem fast vier Minuten langen Akustik-Stück, das sich langsam aufbaut und so das Bett bereitet für das nahtlos angeschlossene Banished, bei dem die Band aus Washington D.C. zum ersten Mal zeigt, was sie so an Härte und Düsternis hinter dem sphärischen Schleier verborgen hält. Und das ist Einiges, was da auf den unbescholtenen Hörer losbricht (ohne dabei jedoch die vorher aufgebaute, harmonisch-melancholische Stimmung zu zerreißen – vielmehr wird darauf aufbauend eine äußerst heftige Lethargie geformt und heraus geschrien).
Und ganz ähnlich wie auch Deafheaven auf ihrem aktuellen Album, verbinden auch Falls Of Rauros ihre lauten, schrebbeligen Kernstücke mit akustischen Zwischenstücken, wenn auch die gewählte Klangsprache viel weniger modern anmutet und stattdessen eher (ganz dem Metal-Klischee verbunden) an das erinnert, was sich junge, weiße Männer in den USA unter mittelalterlichen Klängen vorstellen.
Insgesamt liefern Falls of Rauros einen höchst stimmungsvollen und toll produzierten Metallklumpen ab und man darf ehrlich gespannt sein, was die Labelkollegen noch in näherer Zukunft veröffentlichen, denn es wird ohne Frage genau so gut sein. (Sören Reimer)

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