Freitag, 1. November 2013

Eric Pfeil – Ich hab mir noch nie viel aus dem Tag gemacht

(Trikont , 2013)


Da kommt schon wieder der Daniel mit seinen obskuren Musikkenntnissen um die Ecke. Ob ich mal die Eric Pfeil-Platte hören wollen würde? Immer erst mal ran damit, denke ich mir und muss mir dann aber doch eingestehen, dass mir der Name überhaupt nichts sagt. Nachgefragt und prompt blamiert: „Der ist Musikjournalist und Autor des wunderbaren Buches "Komm, wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee", war der Mann hinter der einzigen guten deutschen Musiksendung im Fernsehen und schreibt lustige Pop-Tagebücher für den Rolling Stone.“, lässt man mich wissen.
In einem furiosen Selbstinterview erklärt Pfeil seine Platte und zeigt auf ganzer Länge, wie wenig er auf Erwartungen gibt. Interessanterweise funktioniert diese Selbstdarstellung auch als Analogie zu dem Charakter des Albums „Ich hab mir noch nie viel aus dem Tag gemacht“ und das auch abseits des gesprochenen Wortes, bei dem Pfeil sich stets geschliffen und punktgenau platziert. 
Da wäre die Kontrastierung des Künstlers Pfeil mit dem Kritiker und Journalisten – wie er selbst sagt eigentlich kein Widerspruch, es wird aber durch das Gebaren zu einem gemacht. Und wieder werden Erwartungen über den Haufen geschossen.
Die Texte kann oder will er nicht erklären, wohl aber gibt er einige Einflüsse und Motive preis: Deutsche Platten italienischer Chansoniers und die Idee von einem Troubardours, der die Zuhörer bewegen kann. Außerdem das ständige Motiv des Südens, dass sich durch das Album zieht und es trotz seiner melancholischen Ausprägung doch am ehesten zu einem Spätsommer-Album macht.
Dazu trägt auch Pfeils besonderer lyrischer Stil bei, der immer zwischen Tiefgründigkeit, augenzwinkerndem Humor und Liebe zum vermeintlich Einfachen hin und her springt.

„Eine lange Weile ging alles plötzlich schnell,
Und unsere Körper waren ein Hotel.
Einen ganzen Sommer lag nur blauer Schnee,
Und tat uns an den Füßen weh.

Ein Ziehen in den Leisten,
Ein Flattern tief im Bauch,
Spür' nur ich das oder spürst du's auch?

Oben schwimmen Vögel,
Und unten fliegt ein Fisch,
Und dazwischen du und ich.

Keine Angst, die Liebe kennt den Weg aus der Stadt.
Allerdings der Weg führt in die Nacht.“


- Die Liebe kennt den Weg

Die Musik hingegen ist eher wie der Eierlikör, den Pfeil während des Interviews hinuntergießt – süß und bekömmlich. Jedoch nur in einem guten Rezept über längere Zeit erträglich. Zum Glück ist die Mischung – gerade wenn man die wunderbar gewandten Texte berücksichtigt – ein rechter Ohrenschmaus geworden.
Zumal Pfeil im Rahmen dessen, was er als musikalisches Fundament gewählt hat, ein breites Spektrum von Ballade (Lieblingszahl) bis Soft-Rock (Leider nur Liebe) abdeckt und seine Band das ganze stets locker und mit angen
ehmen Drive präsentiert.



Da habe ich mal wieder großes Glück gehabt, dass der Daniel mich auf dieses Album gestoßen hat – was für ein riesiges Vergnügen es alleine bis jetzt schon war. Jeder sollte eine(s/n) haben. (Sören Reimer)

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