Mittwoch, 20. November 2013

Nailed To Obscurity – Opaque

(Apostasy – 2013)


Den großen Vorbildern nur nachzueifern, ist eine Falle, in die viele junge Bands gerne tappen (oder – quasi im anderen Extremfall – der Versuch einer zu exponierten künstlerischen Sprache). Gerade im Metal-Genre, in dem es seit langer Zeit einige wenige Fixpunkte gibt, zwischen denen sich alles Weitere aufspannt, entsteht vermutlich gerade deswegen für Außenstehende schnell der Eindruck, es handle sich um das ewig gleiche Geschrammel und Geschrei.
Die deutsche Death-Metal-Band Nailed To Obscurity war sich dieser Schwierigkeit offensichtlich bewusst, als sie die Arbeiten an ihrem neuen Album Opaque begannen. In dem Feld zwischen den großen Vorbildern Katatonia und Opeth schlagen sie ihre Zelte auf und eröffnen das Album mit einem Riff, dass als augenzwinkernde Referenz zu Katatonias Opener vom The Great Cold Distance verstanden werden kann. Gleich im Anschluss zeigen sie dann ihre ganz individuelle Stärke, die in den – an frühe Opeth erinnernden – Riffs und Shouts liegt. Diese grooven durchgängig gut und stehen so in wirkungsvollem Kontrast zu den – insgesamt etwas rar gesäten – ruhigen und leisen Passagen.
Die Abkehr von den großen Vorbildern erfolgt wohl am Ehesten über das Merkmal des Band-Sounds. Denn hier wählen Nailed To Obscurity einen relativ ungewöhnlichen Klang, der sich durch eine besonders brillante Präsenz der Gitarren auszeichnet. So rückt der Gesang ins Zentrum des Klangspektrums (und wirkt – der Stimmlage sei dank – eher wie ein Bass-Instrument).



Die ästhetische Kongruenz des Albums wird selten aufgebrochen – was im Kontext des Genres nicht verwundert – führt aber doch zu angenehmen Überraschungen, wenn es denn vorkommt: „Sealed“, das von Melodie-Führung und Schlagzeug-Rhythmus her an Pagan- oder Folk-Metal-Einflüsse erinnert, lockert die düstere Erde, aus der
Opaque geformt ist, ein wenig auf und macht es an dieser Stelle ein wenig zugänglicher.
Insgesamt liefern Nailed To Obscurity ein schönes Album für Death-Metal-Fans (und solche, die es werden wollen) ab. Sie zeigen bereits eine große Eigenständigkeit, zu der sie auf kommenden Veröffentlichungen hoffentlich noch selbstsicherer stehen.
(Sören Reimer)

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