Montag, 10. Februar 2014

Mogwai – Rave Tapes

(Rock Action Records – 2014)


Post Rock ist Filmmusik. Das ist keine These, sondern schon eine erwiesene Tatsache: Blueneck veröffentlichten mit ihrem Album „Epilogue“ einen Filmsoundtrack (auch wenn es den Film dazu genau genommen noch nicht gibt), Explosions In The Sky haben just einen Soundtrack abgeliefert und auch die schottischen Urgesteine von Mogwai haben mit ihrem „Les Revenantes“-Soundtrack Töne zu Bildern geliefert. Sehr lohnenswert ist übrigens auch der Soundtrack von Ken Vandermark zu dem Film „Parallax Sounds Chicago“ – er mischt hier Jazz mit (wenn man so will) Post-Rock. Tortoiseesque!
Nun ist es ja nicht so, dass Post Rock seine Qualität zur untermalenden Musik erst in jüngerer Vergangenheit entwickelt hätte. Vielmehr ist diese Qualität erst in jüngerer Vergangenheit von den Filmschaffenden (vermehrt) entdeckt worden. Und das führt uns zu der erfreulichen Feststellung, dass Post Rock mehr in das Auge der Öffentlichkeit gerät.
Aber natürlich kann so ein Prozess nicht nur einseitig ablaufen – auch die Bands werden durch die Konfrontation mit dem visuellen Material beeinflusst. Und so konnte man schon im Vorfeld in der Fachpresse lesen, dass das neue Mogwai-Album mehr nach „Les Revenantes“ als nach ihrem letzten „richtigen“ Album „Hardcore Will Never Die, But You Will“ klingen würde (wobei ja die Unterstellung, ein Soundtrack sei kein richtiges Album schon zeigt, mit welcher Art Hörer man es hier zu tun hat).


Und tatsächlich hört man „Rave Tapes“ die ruhigen, malerischen Klänge des Soundtracks an. Dennoch tauchen auch die Mogwai-typischen Sounds wieder auf: Stark entfremdete Stimmen, ein ruhiger Bass, sägende Keyboards, donnernde Gitarren und ein peitschendes Schlagzeug in einem Meer von Hall. Dazu gesellen sich die glockenartigen Klänge, die auf „Les Revenantes“ so dominant waren und schaffen so in der Synthese den Sound von „Rave Tapes“, dass nämlich ansonsten in vielerlei Hinsicht an die Vorgängeralben der Band anknüpft.
Zwar ist es nicht mehr so laut und brachial, wie noch „The Hawk Is Howling“, auf dem die Gitarren selten einmal schwiegen, dennoch führt es aber die Tendenz fort, die bereits auf „Hardcore...“ zu hören war (man denke an „Letters From The Metro“, „How To Be A Werewolf“ oder das epische „Music For A Forgotten Future (The Singing Mountain)“).
Und es ist ja auch nicht so, dass Mogwai die – im Post Rock allgemeingülte – Regel zur dramatischen Steigerung des Songs vergessen hätten: Das Album lässt sich lediglich insgesamt mehr Zeit und wählt über weitere Strecken als bisher üblich eher leise als laute Töne.
Und es ist auch vollkommen verständlich, dass nicht jeder diese neuen, ruhigen Mogwai genau so gerne mag wie ihre jüngeren, lauteren Ableger – aber dafür gibt es ja zum Glück auch noch andere Bands.
Denn Mogwai machen ihre Sache ziemlich gut und eigentlich wäre es jetzt mal an der Zeit, dass die Filmschaffenden an die Musiker herantreten und sie bitten, ein Album zu verfilmen. Rave Tapes bietet dafür eine Steilvorlage. Bitteschön! (Sören Reimer)

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