(Rock
Action Records – 2014)
Post
Rock ist Filmmusik. Das ist keine These, sondern schon eine erwiesene
Tatsache: Blueneck veröffentlichten mit ihrem Album
„Epilogue“ einen Filmsoundtrack (auch wenn es den Film dazu genau
genommen noch nicht gibt), Explosions In The Sky haben just
einen Soundtrack abgeliefert und auch die schottischen Urgesteine von
Mogwai haben mit ihrem „Les Revenantes“-Soundtrack Töne
zu Bildern geliefert. Sehr lohnenswert ist übrigens auch der
Soundtrack von Ken Vandermark zu dem Film „Parallax Sounds Chicago“ – er mischt hier Jazz mit (wenn man so will) Post-Rock.
Tortoiseesque!
Nun ist
es ja nicht so, dass Post Rock seine Qualität zur untermalenden
Musik erst in jüngerer Vergangenheit entwickelt hätte. Vielmehr ist
diese Qualität erst in jüngerer Vergangenheit von den
Filmschaffenden (vermehrt) entdeckt worden. Und das führt uns zu der
erfreulichen Feststellung, dass Post Rock mehr in das Auge der
Öffentlichkeit gerät.
Aber
natürlich kann so ein Prozess nicht nur einseitig ablaufen – auch
die Bands werden durch die Konfrontation mit dem visuellen Material
beeinflusst. Und so konnte man schon im Vorfeld in der Fachpresse
lesen, dass das neue Mogwai-Album mehr nach „Les Revenantes“ als
nach ihrem letzten „richtigen“ Album „Hardcore Will Never Die,
But You Will“ klingen würde (wobei ja die Unterstellung, ein
Soundtrack sei kein richtiges Album schon zeigt, mit welcher Art Hörer
man es hier zu tun hat).
Und
tatsächlich hört man „Rave Tapes“ die ruhigen, malerischen
Klänge des Soundtracks an. Dennoch tauchen auch die
Mogwai-typischen Sounds wieder auf: Stark entfremdete Stimmen, ein
ruhiger Bass, sägende Keyboards, donnernde Gitarren und ein
peitschendes Schlagzeug in einem Meer von Hall. Dazu gesellen sich
die glockenartigen Klänge, die auf „Les Revenantes“ so dominant
waren und schaffen so in der Synthese den Sound von „Rave Tapes“,
dass nämlich ansonsten in vielerlei Hinsicht an die Vorgängeralben
der Band anknüpft.
Zwar ist
es nicht mehr so laut und brachial, wie noch „The Hawk Is Howling“,
auf dem die Gitarren selten einmal schwiegen, dennoch führt es aber
die Tendenz fort, die bereits auf „Hardcore...“ zu hören war
(man denke an „Letters From The Metro“, „How To Be A Werewolf“
oder das epische „Music For A Forgotten Future (The Singing
Mountain)“).
Und es
ist ja auch nicht so, dass Mogwai die – im Post Rock allgemeingülte
– Regel zur dramatischen Steigerung des Songs vergessen hätten: Das
Album lässt sich lediglich insgesamt mehr Zeit und wählt über
weitere Strecken als bisher üblich eher leise als laute Töne.
Und es
ist auch vollkommen verständlich, dass nicht jeder diese neuen,
ruhigen Mogwai genau so gerne mag wie ihre jüngeren, lauteren
Ableger – aber dafür gibt es ja zum Glück auch noch andere Bands.
Denn
Mogwai machen ihre Sache ziemlich gut und eigentlich wäre es jetzt
mal an der Zeit, dass die Filmschaffenden an die Musiker herantreten
und sie bitten, ein Album zu verfilmen. Rave Tapes bietet dafür eine
Steilvorlage. Bitteschön! (Sören Reimer)
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