Dienstag, 30. September 2014

Dies und Das - Kurzrezensionen #1

Captain Planet – Treibeis

(Zeitstrafe, 2012)


Wenn man zu einem Album immer wieder zurück kommt, weil man einzelne Songs darauf kennt und sehr schätzt, wird es allerhöchste Zeit sich genauer mit dem Album und dem weiteren Werk der Band zu beschäftigen. So geschehen mit dem letzten Silberling der Hamburger Emo-Punks Captain Planet: Nachdem ich den brillianten Ohrwurm „Pyro“ jahrelang nicht aus dem Ohr bekommen hatte, durfte ich nun endlich feststellen, dass das Album an keiner Stelle die hohe Latte unterschreitet, die Pyro setzt. Die Songs sind schnell und energetisch, die Texte sind gefühlvoll und clever – jetzt wird es Zeit, die Jungs live zu sehen!

Casper – Hinterland
(Four Music, 2013)


Mit Casper-Alben ist das ja immer so eine Sache. Manche hassen sie, manche lieben sie – die Stimme und der Typ polarisieren einfach. Ich tue beides. In der Reihenfolge. Wie schon zuletzt XOXO gefiel mir auch Hinterland zunächst überhaupt nicht – durch das Sehen der Videos und vor allem dem unglaublich catchy vorgetragenen „Jambalaya“ wurde mir die Platte dann aber doch irgendwie schmackhaft gemacht und tatsächlich macht sie auch in Gänze recht viel Spaß. Coole Gropper-Beats geben den Texten von Mr. Griffey ein neues Spotlicht, in dem sie wieder einmal glänzen können. Spricht das nun für Casper oder für sein Marketing-Team? Sei's drum, überzeugt bin ich so oder so.

Milo – A Toothpaste Suburb
(Hellfyre Club, 2014)


Über den jungen Rapper aus Wisconsin wurde hier bei uns ja schon so einiges geschrieben, weswegen dieses Mal ein kurzer Abriss zu dem Album genügen sollte. Fassen kann man die Genialität des Schlafzimmer-Philosophen ohnehin nicht. Gewohnt clever und witzig styled sich Rory durch die überraschend kurzen 45 Minuten seines ersten „richtigen“ Albums. Die Beats und Texte richten sich dabei insgesamt eher nach dem, was man von Milo schon gewohnt ist: Der englische Begriff „quirky“ trifft es wohl (auch onnomatopoetisch) am besten, wenn man irgendwie beschreiben will, was hier geschieht. Besonders nett finde ich die Reprise über einen Track von Milos erstem Mixtape und die coolen Features. Besonders mutig ist das Album nicht, aber Spaß macht es allemal.

Muff Potter – Steady Fremdkörper
(Hucks Plattenkiste, 2007)


Es gibt im Freundeskreis ja immer mal wieder Alben, bei denen man das Gefühl hat, dass irgendwie alle die gut finden – und man selber hat keinen Schimmer worum es eigentlich geht. Kürzlich fiel mir eine gebrauchte Version von Muff Potters letztem Album „Steady Fremdkörper“ in die Finger, welches ich prompt entführte. Und schon nach wenigen Hör-Durchgängen wurde mir klar: Dieses Album ist wirklich eine Perle. Pfiffige Texte treffen auf treibenden (und wohlklingend produzierten), melodischen Punkrock (alleine der Refrain von "Das Finkelmann'sche Lachen" lässt einen nie wieder los). Das macht Spaß. Das ist ein Album, das man auch in weiteren sieben Jahren noch hören kann.

Rumour Cubes – Appearances of Collections
(2014)


Es tut gut, Menschen zu kennen, die sich mit Musik besser auskennen, als man selbst. Wenn man mal gerade nichts an der Hand hat, das einem weiter hilft, fragt man einfach mal kurz nach und lässt sich neuen, heißen Scheiß empfehlen. Dass diese Person in diesem Fall in Gestalt einer Facebook-Gruppe auftritt, ist dabei ja Nebensache. Im Mittelpunkt steht die Musik der britischen Instrumental-Band Rumour Cubes. Zwei Streicher, eine E-Gitarre und ein Schlagzeug malen post-rockige, Skizzen-artige Bilder zum Träumen auf die Trommelfelle. Perfekt für lange Autofahrten oder für eine Hängematte in der Spätsommersonne.

Radiohead – Hail to the Thief
(Parlophone, 2003)


Manchmal muss man sich zu seinem Glück helfen lassen. Obwohl ich Radiohead immer bewundert und gemocht habe, hat es bisher nie zu einem ganzen Album gereicht. Nun brachte mir eine gute Fee diesen Sommer dieses Album vorbei und ich sah mich mit den Meistern der entschleunigten Melancholie konfrontiert. Aber alles, was ich an den Singles der Band mochte, lässt sich auch hier finden. Traurige Musik für einsame Stunden par excellence, bestehend aus elektrischen Beats, dem typischen cleanen Radiohead-Gitarren-Sound der Band und natürlich Thom Yorkes Stimme (noch so ein Fall fürs „Lieben oder Hassen“).

Tindersticks – The Something Rain

(City Stick, 2012)


Noch im Elbow-Fieber näherte ich mich dieser Platte zum zweiten Mal an – und siehe da: Je nach Referenzkontext wirkt ein Album völlig anders. Fühlte ich mich beim ersten Hören vor zwei Jahren (ich war jung und brauchte den Druck) noch gelangweilt, wirkten dieses Mal gerade die Entschleunigung und die sozial-analytischen Texte der Tindersticks besonders gut auf mich. Fast wie ein Geschichten-Erzähler lässt sich Sänger Stuart Staples über den repetetiven Riffs aus und nimmt sich alle Zeit, die er braucht um die Dilemmata und Sackgassen des Lebens zu skizzieren. Ein Tee-Trinker-Album, das ich sicher im kommenden Herbst und Winter gerne wieder heraus kramen werde. (Sören Reimer)

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