Captain
Planet – Treibeis
(Zeitstrafe,
2012)
Wenn man
zu einem Album immer wieder zurück kommt, weil man einzelne Songs
darauf kennt und sehr schätzt, wird es allerhöchste Zeit sich
genauer mit dem Album und dem weiteren Werk der Band zu beschäftigen.
So geschehen mit dem letzten Silberling der Hamburger Emo-Punks
Captain Planet: Nachdem ich den brillianten Ohrwurm „Pyro“
jahrelang nicht aus dem Ohr bekommen hatte, durfte ich nun endlich
feststellen, dass das Album an keiner Stelle die hohe Latte
unterschreitet, die Pyro setzt. Die Songs sind schnell und
energetisch, die Texte sind gefühlvoll und clever – jetzt wird es
Zeit, die Jungs live zu sehen!
Casper –
Hinterland
(Four
Music, 2013)
Mit
Casper-Alben ist das ja immer so eine Sache. Manche hassen sie,
manche lieben sie – die Stimme und der Typ polarisieren einfach.
Ich tue beides. In der Reihenfolge. Wie schon zuletzt XOXO gefiel mir
auch Hinterland zunächst überhaupt nicht – durch das Sehen der
Videos und vor allem dem unglaublich catchy vorgetragenen „Jambalaya“
wurde mir die Platte dann aber doch irgendwie schmackhaft gemacht und
tatsächlich macht sie auch in Gänze recht viel Spaß. Coole
Gropper-Beats geben den Texten von Mr. Griffey ein neues Spotlicht,
in dem sie wieder einmal glänzen können. Spricht das nun für
Casper oder für sein Marketing-Team? Sei's drum, überzeugt bin ich
so oder so.
Milo –
A Toothpaste Suburb
(Hellfyre
Club, 2014)
Über
den jungen Rapper aus Wisconsin wurde hier bei uns ja schon so einiges geschrieben, weswegen dieses Mal ein kurzer Abriss zu dem
Album genügen sollte. Fassen kann man die Genialität des
Schlafzimmer-Philosophen ohnehin nicht. Gewohnt clever und witzig
styled sich Rory durch die überraschend kurzen 45 Minuten seines
ersten „richtigen“ Albums. Die Beats und Texte richten sich dabei
insgesamt eher nach dem, was man von Milo schon gewohnt ist: Der
englische Begriff „quirky“ trifft es wohl (auch onnomatopoetisch)
am besten, wenn man irgendwie beschreiben will, was hier geschieht.
Besonders nett finde ich die Reprise über einen Track von Milos
erstem Mixtape und die coolen Features. Besonders mutig ist das Album
nicht, aber Spaß macht es allemal.
Muff
Potter – Steady Fremdkörper
(Hucks
Plattenkiste, 2007)
Es gibt
im Freundeskreis ja immer mal wieder Alben, bei denen man das Gefühl
hat, dass irgendwie alle die gut finden – und man selber hat keinen
Schimmer worum es eigentlich geht. Kürzlich fiel mir eine gebrauchte
Version von Muff Potters letztem Album „Steady Fremdkörper“ in
die Finger, welches ich prompt entführte. Und schon nach wenigen
Hör-Durchgängen wurde mir klar: Dieses Album ist wirklich eine
Perle. Pfiffige Texte treffen auf treibenden (und wohlklingend
produzierten), melodischen Punkrock (alleine der Refrain von "Das Finkelmann'sche Lachen" lässt einen nie wieder los). Das macht Spaß. Das ist ein
Album, das man auch in weiteren sieben Jahren noch hören kann.
Rumour
Cubes – Appearances of Collections
(2014)
Es tut
gut, Menschen zu kennen, die sich mit Musik besser auskennen, als man
selbst. Wenn man mal gerade nichts an der Hand hat, das einem weiter
hilft, fragt man einfach mal kurz nach und lässt sich neuen, heißen
Scheiß empfehlen. Dass diese Person in diesem Fall in Gestalt einer
Facebook-Gruppe auftritt, ist dabei ja Nebensache. Im Mittelpunkt
steht die Musik der britischen Instrumental-Band Rumour Cubes. Zwei
Streicher, eine E-Gitarre und ein Schlagzeug malen post-rockige,
Skizzen-artige Bilder zum Träumen auf die Trommelfelle. Perfekt für
lange Autofahrten oder für eine Hängematte in der Spätsommersonne.
Radiohead
– Hail to the Thief
(Parlophone,
2003)
Manchmal
muss man sich zu seinem Glück helfen lassen. Obwohl ich Radiohead
immer bewundert und gemocht habe, hat es bisher nie zu einem ganzen
Album gereicht. Nun brachte mir eine gute Fee diesen Sommer dieses
Album vorbei und ich sah mich mit den Meistern der entschleunigten
Melancholie konfrontiert. Aber alles, was ich an den Singles der Band
mochte, lässt sich auch hier finden. Traurige Musik für einsame
Stunden par excellence, bestehend aus elektrischen Beats, dem
typischen cleanen Radiohead-Gitarren-Sound der Band und natürlich
Thom Yorkes Stimme (noch so ein Fall fürs „Lieben oder Hassen“).
Tindersticks
– The Something Rain
(City
Stick, 2012)
Noch im
Elbow-Fieber näherte ich mich dieser Platte zum zweiten Mal an –
und siehe da: Je nach Referenzkontext wirkt ein Album völlig anders. Fühlte ich mich beim ersten Hören vor zwei Jahren (ich war
jung und brauchte den Druck) noch gelangweilt, wirkten dieses Mal
gerade die Entschleunigung und die sozial-analytischen Texte der
Tindersticks besonders gut auf mich. Fast wie ein
Geschichten-Erzähler lässt sich Sänger Stuart Staples über den
repetetiven Riffs aus und nimmt sich alle Zeit, die er braucht um die
Dilemmata und Sackgassen des Lebens zu skizzieren. Ein
Tee-Trinker-Album, das ich sicher im kommenden Herbst und Winter
gerne wieder heraus kramen werde. (Sören Reimer)
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