Mittwoch, 2. Januar 2013

2:54 – 2:54

(Fat Possum, 2012)


Nach First Aid Kit hat mit 2:54 erneut eine Band, die sich um zwei Schwestern formiert hat, die Indie-Szene erobert. Und beide (Bands) scheinen von einer außergewöhnlichen Melancholie durchflossen zu sein; zumindest vermögen sie es wie wenige Andere diese Melancholie fühl- und hör-bar zu machen.
Doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon wieder auf: Wo die beiden Schwedinnen mit traumhaftem zweistimmigem Gesang, akustischen Songwriter-Nummern und Country-Einflüssen brillieren, spielen die beiden Britinnen von 2:54 mit düsterem, Stimmungsvollen Indierock auf, so als würden die Arctic Monkeys versuchen wie The XX zu klingen. Oder so, als ob eben genannte First Aid Kit zu viel Kyuss gehört und ihre Gitarren dann versehentlich an einen verzerrten Verstärker angeschlossen hätten. Auch Parallelen zu Warpaint lassen sich erkennen.
Über all das wird dann noch eine gehörige Portion Hall gegossen und man erhält den Sound von 2:54. Der ist in der Tat äußerst packend und macht sofort Lust auf mehr. Dazu kommt noch der unbestreitbare Drive, den die Musik mit sich bringt und sie leicht genießbar macht.
Die Kehrseite der Medaille sind jedoch die Texte, die Colette Thurlow in ihr Mikro haucht. Denn so mitreißend die Musik auch ist, so wenig memorabel sind doch die Texte. Wie bei vielen Chart-Hits aus dem öffentlich-rechtlichen Radio steht hier häufig die Melodie der Stimme vor dem Inhalt des Gesagten. Vielleicht liegt es aber auch am erwähnten Hall, dass die Texte schlecht verständlich bleiben und somit nicht den Eingang in das Langzeit-Gedächtnis finden. Wenn man dann genauer hinhört, erweisen sich die Texte doch als sehr stimmungsvoll, aber in der Regel auch als sehr wenig aussagekräftig:

Let myself in,
Hope you don't mind […].

A little longer,
The view is fine,
From here.
From here.

I just want to be close.
Want to be close.“

- You're Early


Dem düsteren Sound der Band wird hier also ein textlich passendes Kleid geschneidert, dass manchmal geradezu zum anfassen und mitmachen animiert. Doch will man diese Texte eigentlich mitsingen? 
Natürlich kann (und soll) auch nicht jede Band eine Meinung vertreten und in die Welt hinaus posaunen, aber wenigstens etwas ausgeklügelter hätte es dann doch sein dürfen.
Wer sich auf diese Platte einlassen will, der sollte also bereit sein, sich nicht all zu sehr an Texten festhalten zu müssen. Dafür belohnen 2:54 mit tollen Sounds, einer schönen Stimmung und beinahe post-rockigen, träumerischen Längen.




Dankenswerterweise bietet die Band mit einigen gut gemachten Videos ausreichend Möglichkeiten, ihre Musik zu erleben. Auch die – durch die Cover der verschiedenen Singles und des Albums bekannte – visuelle Ästhetik der Band, die sich gerne aus be(un)ruhigenden Naturaufnahmen speist, wird hier aufgegriffen und verziert die Clips noch mit einem Klang für die Augen. Womit sich übrigens auch wieder eine Parallele zu First Aid Kit ziehen lässt. (Sören Reimer)

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