(Fat
Possum, 2012)
Nach
First Aid Kit hat mit 2:54
erneut eine Band, die sich um zwei Schwestern formiert hat, die
Indie-Szene erobert. Und beide (Bands) scheinen von einer
außergewöhnlichen Melancholie durchflossen zu sein; zumindest
vermögen sie es wie wenige Andere diese Melancholie fühl- und
hör-bar zu machen.
Doch
da hören die Gemeinsamkeiten auch schon wieder auf: Wo die beiden
Schwedinnen mit traumhaftem zweistimmigem Gesang, akustischen
Songwriter-Nummern und Country-Einflüssen brillieren, spielen die
beiden Britinnen von 2:54
mit düsterem, Stimmungsvollen Indierock auf, so als würden die
Arctic Monkeys
versuchen wie The XX
zu klingen. Oder so, als ob eben genannte First Aid Kit
zu viel Kyuss gehört
und ihre Gitarren dann versehentlich an einen verzerrten Verstärker
angeschlossen hätten. Auch Parallelen zu Warpaint
lassen sich erkennen.
Über
all das wird dann noch eine gehörige Portion Hall gegossen und man
erhält den Sound von 2:54.
Der ist in der Tat äußerst packend und macht sofort Lust auf mehr.
Dazu kommt noch der unbestreitbare Drive, den die Musik mit sich
bringt und sie leicht genießbar macht.
Die
Kehrseite der Medaille sind jedoch die Texte, die Colette Thurlow in
ihr Mikro haucht. Denn so mitreißend die Musik auch ist, so wenig
memorabel sind doch die Texte. Wie bei vielen Chart-Hits aus dem
öffentlich-rechtlichen Radio steht hier häufig die Melodie der
Stimme vor dem Inhalt des Gesagten. Vielleicht liegt es aber auch am
erwähnten Hall, dass die Texte schlecht verständlich bleiben und
somit nicht den Eingang in das Langzeit-Gedächtnis finden. Wenn man
dann genauer hinhört, erweisen sich die Texte doch als sehr
stimmungsvoll, aber in der Regel auch als sehr wenig aussagekräftig:
„Let
myself in,
Hope
you don't mind […].
A
little longer,
The
view is fine,
From
here.
From
here.
I
just want to be close.
Want
to be close.“
-
You're Early
Dem düsteren Sound der Band wird hier also ein textlich passendes Kleid geschneidert, dass manchmal geradezu zum anfassen und mitmachen animiert. Doch will man diese Texte eigentlich mitsingen?
Natürlich kann (und soll) auch nicht jede Band eine Meinung vertreten und in die Welt hinaus posaunen, aber wenigstens etwas ausgeklügelter hätte es dann doch sein dürfen.
Wer sich auf diese Platte einlassen will, der sollte also bereit sein, sich nicht all zu sehr an Texten festhalten zu müssen. Dafür belohnen 2:54 mit tollen Sounds, einer schönen Stimmung und beinahe post-rockigen, träumerischen Längen.
Dankenswerterweise
bietet die Band mit einigen gut gemachten Videos ausreichend
Möglichkeiten, ihre Musik zu erleben. Auch die – durch die Cover
der verschiedenen Singles und des Albums bekannte – visuelle
Ästhetik der Band, die sich gerne aus be(un)ruhigenden
Naturaufnahmen speist, wird hier aufgegriffen und verziert die Clips
noch mit einem Klang für die Augen. Womit sich übrigens auch wieder
eine Parallele zu First Aid Kit ziehen lässt. (Sören
Reimer)
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