Donnerstag, 14. März 2013

Drebe - Nudeln mit Spinat in Käsesoße

(Timezone, 2013)


Die Kunst des Songwritertums ist eine hohe. Der Künstler stellt sich selbst und seine Weltanschauung der Zuhörerschaft zur Schau und riskiert somit das Zerbrechen seiner innersten Werte. Welch unglaublicher Drang sich selbst zu (ver-)äußern, muss also einem solchen Künstler innewohnen? Welche Ereignisse und Erlebnisse formen einen Geist, der stark (oder verzweifelt) genug ist, sein Innerstes nach außen zu kehren?
Seltsame Fragen, die nach keiner Antwort verlangen, ja nicht einmal nach Legitimation. Aber sie drängen sich auf, wenn man beginnt sich Gedanken zu machen über ein künstlerisches Feld, das so schwer und so leicht zugleich ist. Denn obwohl eigentlich jeder Liedermacher (um mal den das deutsche Pendant einzubringen) musikalische Narrenfreiheit besitzt, haben sich doch gewisse Konventionen und Sub-Stile etabliert: Zwischen elektronischen Einflüssen wie bei William Fitzsimmons, Rock-Sounds wie bei Gisbert zu Knyphausen (oder seinem hier zuletzt besprochenen Projekt KidKopphausen), Jazz-Band-Klänge wie bei Wolfgang Müller oder Solo-Piano wie bei Regina Spector und so viele Weitere. Zusätzlich noch die große Bandbreite an textlichen Äußerungen von introvertiert und tief betrübt (wie hier zuletzt bei David Krützkamp beobachtet werden konnte) über Texte die traurig klingen, sich aber sehr aufbauend und Lebens-bejahend auflösen (Wolfgang Müller hat das mit seinem letzten Album so unvergleichlich geleistet, dass er auch zwei Mal genannt werden darf) bis hin zu Texten, die in ihrer naiven Fröhlichkeit an die Belanglosigkeit schrammen. Man merkt schon, dass das hier aufgespannte Feld schnell unübersichtlich wird und dennoch scheint es Menschen zu geben, die sich da überaus gut auskennen.
Beispielsweise
Drebe: Der Songwriter mit dem bürgerlichen Namen Pascal Hissnauer tobt sich auf seinem Debüt Nudeln mit Spinat in Käsesoße in alle Richtungen aus und fühlt sich hörbar wohl dabei. Der schräge Titel deutet die distanzierte Position an, von der aus der Künstler das Feld betrachtet, ohne dabei jedoch jemals verkopft oder abgehoben zu wirken.
Im Gegenteil: Eher poppig und angenehm treibt Drebe seine musikalischen Späße mit dem Hörer. Der Opener des Albums, Heiter, experimentiert gegen Ende mit modernen elektronischen Sounds um den Song gegen Ende hin ein wenig aufzuplustern wohingegen der Closer What did you say? lediglich mit einer Ukulele und der schönen Stimme von Hissnauer auskommt. Dazwischen wird alles mal ausprobiert: Vom Jazz-Trio wie in Keinen Plan bis hin zur an Clueso erinnernden Rock-Band von Chance.



Textlich gibt Drebe sich ähnlich sprunghaft: Die genannten Varianten werden mit Bravour angewandt und man hört Geschichten und Gefühlscollagen über verlorene Liebe, perfekte Tage und das Loslassen.
Wenn auch die Sprache dabei selten poetisch oder gar um die Ecke gedacht ist, sondern eher sehr schlicht und dialoghaft, vermittelt Drebe seine Gedanken doch immer eindrücklich und mit Humor:

Ich bin Singer-/Songwriter,
Und hab eigentlich keine Ahnung davon.
Und wenn dir dieses Lied gefällt,
Dann kauf doch meine Platte.
Ach ne, die hab ich ja noch nicht mal selbst.“
- Keine Ahnung

Es bleibt also spannend wohin die Reise von Drebe führen wird und welchen Pfad er einschlägt, wenn er das überhaupt will. (Sören Reimer)

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