(Timezone
– 2013)
Ein
Herz, das entkommen will; aber es ist schwer zu entkommen. Vielleicht
nur eines von beidem und doch alles auf einmal. Der Titel des No
King. No Crown.-Debüts indiziert schon die Marschrichtung, die
der Künstler hier einschlägt. René Ahlig, so der Name hinter dem
Projekt, präsentiert dabei feinfühligen Songwriter-Pop mit einem
leichten Hang zum Kitsch.
Genau
wie das Drebe-Debüt
erscheint Heart to Escape
auf dem kleinen Label Timezone. Doch stilistisch unterscheiden sich
die beiden Künstler enorm. Wo Drebe
experimentiert und sprunghaft arbeitet, steht der Kurs bei No
King. No Crown. schon fest. So
entsteht ein wunderbar kohärentes Album, das mit seinem Sound und
seiner Produktion, die wie aus einem Guss wirken, punkten kann. Genau
wie bei Drebe liegt
auch bei diesem Album die größte Stärke in der schönen Stimme des
Interpreten, auch wenn die beiden Stimmen für sich genommen sehr
unterschiedlich sind: Ahligs Stimme hat eine runde, sanfte
Charakteristik und schlägt auch in der Regel ruhigere Töne an, sodass der Labelkollege Hissnauer im Vergleich eher rau und kantig
daher kommt.
Im
Hintergrund nimmt man am häufigsten die typische Western-Gitarre
(die übrigens wunderbar klingt) wahr, zu der sich gerne Streicher,
seltener auch ein Klavier oder sogar eine E-Gitarre gesellen.
Insgesamt hat man es also eigentlich mit einem eher reduzierten
musikalischen Körper zu tun, aber der Sound wirkt dabei stets fett,
rund und satt, so dass der Hörer geradezu eingelullt wird von so
viel geballter Harmonie.
So
schön die Musik aber auch klingt, so traurig und zerbrechlich wirken
die Texte im Gegensatz dazu. Geschichten so voller Unsicherheit und
Sehnsucht präsentiert Ahlig dem Zuhörer, dass manchmal nur noch
durch die Musik erträglich ist, genau hinzuhören. Aber vielleicht
ist es genau diese Mischung, die Sogkraft des Gesamtkunstwerks
ausmacht.
While
she's searching reasons here to stay,
I'm
already forgin plans to get away,
Why do we aim to get up high,
To bring our hearts and souls up,
Why do we aim to get up high,
To bring our hearts and souls up,
Up
the holy sky?
Will
I succeed,
Succeed
to stay alive?
-
Heart To Escape
Leider
schaffen es die Texte dabei häufig nicht, aus ihrer
Collagenhaftigkeit auszubrechen. Und ein tieferer Sinn der kleinen
Geschichten ergibt sich selten oder kommt nicht über eine vage Idee
hinaus. Es scheint fast, als hätte Ahlig die Texte im besten Fall
nur für sich selbst geschrieben oder im schlechtesten Fall nur um
ein melancholisches Vehikel für die Gesangsmelodie zu sein.
Aber
unter dem Strich scheinen die Texte auch gar nicht so wichtig zu
sein, weswegen diese kleine Schwäche leicht zu verschmerzen ist.
Heart To Escape will
vielleicht gar kein Songwriter-Album sein, sondern viel mehr ein
poppiges und melancholisches Folk-Album. Und das macht es tatsächlich
sehr gut. (Sören Reimer)
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