Freitag, 22. März 2013

No King. No Crown. - Heart to Escape

(Timezone – 2013)


Ein Herz, das entkommen will; aber es ist schwer zu entkommen. Vielleicht nur eines von beidem und doch alles auf einmal. Der Titel des No King. No Crown.-Debüts indiziert schon die Marschrichtung, die der Künstler hier einschlägt. René Ahlig, so der Name hinter dem Projekt, präsentiert dabei feinfühligen Songwriter-Pop mit einem leichten Hang zum Kitsch.
Genau wie das Drebe-Debüt erscheint Heart to Escape auf dem kleinen Label Timezone. Doch stilistisch unterscheiden sich die beiden Künstler enorm. Wo Drebe experimentiert und sprunghaft arbeitet, steht der Kurs bei No King. No Crown. schon fest. So entsteht ein wunderbar kohärentes Album, das mit seinem Sound und seiner Produktion, die wie aus einem Guss wirken, punkten kann. Genau wie bei Drebe liegt auch bei diesem Album die größte Stärke in der schönen Stimme des Interpreten, auch wenn die beiden Stimmen für sich genommen sehr unterschiedlich sind: Ahligs Stimme hat eine runde, sanfte Charakteristik und schlägt auch in der Regel ruhigere Töne an, sodass der Labelkollege Hissnauer im Vergleich eher rau und kantig daher kommt.


Im Hintergrund nimmt man am häufigsten die typische Western-Gitarre (die übrigens wunderbar klingt) wahr, zu der sich gerne Streicher, seltener auch ein Klavier oder sogar eine E-Gitarre gesellen. Insgesamt hat man es also eigentlich mit einem eher reduzierten musikalischen Körper zu tun, aber der Sound wirkt dabei stets fett, rund und satt, so dass der Hörer geradezu eingelullt wird von so viel geballter Harmonie.
So schön die Musik aber auch klingt, so traurig und zerbrechlich wirken die Texte im Gegensatz dazu. Geschichten so voller Unsicherheit und Sehnsucht präsentiert Ahlig dem Zuhörer, dass manchmal nur noch durch die Musik erträglich ist, genau hinzuhören. Aber vielleicht ist es genau diese Mischung, die Sogkraft des Gesamtkunstwerks ausmacht.

While she's searching reasons here to stay,
I'm already forgin plans to get away,
Why do we aim to get up high,
To bring our hearts and souls up,
Up the holy sky?
Will I succeed,
Succeed to stay alive?

- Heart To Escape

Leider schaffen es die Texte dabei häufig nicht, aus ihrer Collagenhaftigkeit auszubrechen. Und ein tieferer Sinn der kleinen Geschichten ergibt sich selten oder kommt nicht über eine vage Idee hinaus. Es scheint fast, als hätte Ahlig die Texte im besten Fall nur für sich selbst geschrieben oder im schlechtesten Fall nur um ein melancholisches Vehikel für die Gesangsmelodie zu sein.
Aber unter dem Strich scheinen die Texte auch gar nicht so wichtig zu sein, weswegen diese kleine Schwäche leicht zu verschmerzen ist. Heart To Escape will vielleicht gar kein Songwriter-Album sein, sondern viel mehr ein poppiges und melancholisches Folk-Album. Und das macht es tatsächlich sehr gut. (Sören Reimer)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen