Freitag, 15. Februar 2013

Nicht besonders glorreich.


Foto: Universal

Warum wir dieses Jahr eher keine ESC-Punkte sammeln werden.


Endlich. Deutschland, und vor allem seine TV-Jury, hat sich entschieden und schickt den Dance-Act Cascada zum „Eurovision Song Contest 2013“ nach Schweden. Eigentlich wäre das ja egal, wenn es nicht so peinlich wäre. Denn das schöne deutsche Pop-Nation-Gebilde, an dem Raab und ARD seit Lena bis dato recht erfolgreich werkelten, scheint nun plötzlich erheblich in Gefahr. „Glorious“ heißt die Nummer, die Loreen am 18. Mai in Malmö von ihrer deutschen Kollegin zu hören bekommt. Und die wird ihr sicher auch irgendwie bekannt vorkommen. Ganz gleich, ob Sängerin Natalie Horler bei ihrer Performance auf der Bühne mystisch-martialisch tanzt – oder eben nicht.


Da werden Euphoria-Stufen mit einer ähnlichen Melodieführung zusammengelurt, dass es nur so knallt. Deutlich wird beim Hören, dass der schwedische Erfolg des letzten Jahres hier zur Vorlage genommen wurde, beispielsweise wenn der Lead-Synth im Refrain von „Glorious“ die markante „u-u-u-u-up“-Passage Loreens imitiert. Ganz zu schweigen von Horlers langgezogenem „glorious“. Natürlich ist der neue Cascada-Titel kein Plagiat. Er ist eigentlich auch kein schlechter Titel, wenn man davon absieht, dass beim ESC doch immer noch Wert auf Live-Gesang gelegt wird.


Aber wie wird die kleine Euphoria-Schwester in diesem Jahr bei den Zuhörern ankommen? Fest steht: all zu leicht wird sie es nicht haben. Zu gut verkaufte sich die schwedische Nummer Eins, welche die zweithöchste ESC- Punktzahl aller Zeiten holte und sich als Chart-Erfolg in alle europäischen Köpfe ballerte – von Portugal bis Estland. Die Idee auf diesen Zug aufzuspringen – eigentlich nicht schlecht, aber der Zug fährt nicht mehr. Denn wie überall beherrscht eben auch im Musikbusiness die Nachfrage den Markt. Sicher ist das Dance-Genre da etwas großzügiger, verzeiht einiges. Aber als direkte Nachfolge der Schwedin, mit auffälligen Song-Ähnlichkeiten, könnte Cascada in ein tiefes, dunkles (Punkte-)Loch fallen.


Das hat Deutschland, selbst bei einem Eurovision Song Contest, wie man in den letzten Jahren gesehen hat, nicht nötig.


Philipp Reininghaus

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