Donnerstag, 7. Februar 2013

Hands Out - Hands Out

(2013)


Dass eine Band ein musikalisches Kollektiv ist, hinterfragt eigentlich Niemand. Wie unterschiedlich aber dennoch die beteiligten Musiker sein können, erfährt man in der Regel nicht. Manchmal scheint es dann - wenn man die Gelegenheit hat, die Werke der einzelnen Künstler separat voneinander zu hören - doch nur einen sehr geringen gemeinsamen Nenner zu geben. Im besten Falle erfährt man von solchen Alleingängen in Form von Solo-Alben - im schlechtesten Falle in Form von Folge-Projekten nachdem sich eine Band aufgelöst hat (und man als Fan selbstverständlich alle vermeintlichen Lebenszeichen akribisch verfolgt).
So geschehen im Falle der britischen Prog-Rock-Heroen von Oceansize. Über das Nachfolgeprojekt British Theatre haben wir hier bereits berichtet. Und man konnte allen Überschneidungen zum Trotz auch hier bereits eine Weiter-Entwicklung zum Sound von Oceansize erkennen. 
Noch viel extremer treibt es aber die Band Hands Out um den ehemaligen Bassisten der Band, Steven Hodson. Dieser wechselt vom Tieftöner an das Schlagwerk und tätigt damit eigentlich schon die erste Aussage für das Projekt: Bei Hands Out wird nicht in komplizierten, schwelgenden und selbstverliebten Prog-Tüfteleien gedacht; schepperndes Schlagwerk trifft auf verzerrte Gitarren und Stimmen. LoFi ist das Wort der Stunde. Und Punk das der Zweiten. Tatsächlich erinnert der Sound eher an Bands wie die Japandroids als an Hodsons Heimat.
Außer dem Sound verbindet auch noch der Hang zu großen Melodien Hands Out mit den zwei Krachmachern aus Vancouver: Zwischen lauten und stampfenden Passagen (oder auch gar Songs wie zum Beispiel "Stagnant Re-Enactment"), finden Hodson, Hartley (Git), Clarke (Bass) und der unbekannte vierte Musiker, der sich für Loops und Samples verantwortlich zeichnet, immer wieder den Weg zu ruhigeren und fast schon besinnlichen Passagen. Und sei es nur, um diese dann vor den Ohren des Hörers zu zerbrechen und aus den Scherben etwas Neues zu formen (großartig: "Firewater Drinking"). Überhaupt scheint die Schnittmenge zwischen den beiden Bands sehr groß zu sein, doch ein großer - und bis jetzt noch feige verschwiegener - Punkt verhindert das Verwechseln: Der Gesang. Häufig eher ruhig gehalten und im Mix weiter hinten verordnet, wabert er vor sich hin. Nur selten findet man hier die zum Mitsingen animierende Kraft der Referenzband. Dafür protzen Hands Out mit bis zu dreistimmigem (so viel zum Thema unlauterer Wettbewerb) Gesang in ihren ruhigen Passagen. Daraus resultierend kann man den (selbst aufgedrückten) Punk-Stempel der Band erst einmal in Frage stellen. Auf der anderen Seite lässt sich wohl ohnehin keine klare Trennung ziehen, welche musikalischen Parameter Punk ausmachen und welche nicht.


Fraglich wie eh und je bleibt natürlich die Lo-Fi Ästhetik. Wenn man mit den bereits zitierten Japandroids beispielsweise bereits nichts anfangen konnte, wird man auch an Hands Out keine Freude haben. Wer jedoch Spaß an der Rohheit und Energie des Sounds (und auch des Spiels der Musiker) hat, der wird hier sicherlich das ein oder andere schätzenswerte Kleinod entdecken können.
Spannend - und empfehlenswert für jeden - bleibt es also, die Projekte geschätzter Musiker zu verfolgen. Wer weiß in welch ungeahnte Territorien sie noch vorstoßen mögen. Vielleicht machen die - bis jetzt untergetauchten - anderen Mitglieder von Oceansize eine Bluegrass-Band auf oder gründen ein Elektro-Künstler-Kollektiv? (Sören Reimer)

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