(Broken Silence, 2012)
Wenn
man über neue und innovative Musik spricht, bezieht man sich häufig
nicht auf Bands und KünstlerInnen aus Deutschland. Viel eher kommt
solch spannende Musik nämlich aus Ländern und Gegenden wo der Puls
der Zeit schlägt: Ost- und West-Küste der USA, die Ballungsräume
in Großbritannien und die skandinavischen Musik-Metropolen.
Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, dass Musik in solchen
Gegenden einfach mehr gefördert wird oder es eine bessere
Infrastruktur innerhalb der Szene gibt, als es in Deutschland der
Fall ist. Doch immer wieder beweisen einige Bands und KünstlerInnen,
dass auch hier spannenden neue Musik entstehen kann. Ein sehr gutes
Beispiel dafür ist die Band mit dem – überaus
Google-unfreundlichen – Namen Instrument. Diese drei Jungs
aus München (Großstadtphänomen? Man denke an Berlin, Hamburg, Köln
und eventuell auch Stuttgart) haben gerade ihr nunmehr zweites Album
„Olympus Mons“ veröffentlicht. Und wenngleich die Musik auf
diesem Album auf der einen Seite schwer fassbar ist, kennt man doch
auf der anderen Seite die Elemente, aus denen sie besteht, schon;
denn Instrument gehen auf diesem Album einen interessanten,
aber zunächst auch verwirrenden Weg zwischen Post-Rock (Explosions
in the Sky, Mogwai aber auch
Tortoise), Post-Hardcore (Thrice), Pop,
Filmmusik und vielen weiteren Einflüssen, die hier und da kurz
aufblitzen (Die Solo-Gitarre, die im Titeltrack auftaucht erinnert
ein wenig an den Scat-Gesang fähiger Jazz-Sänger). Dabei bleiben
Instrument (zum Glück)
nicht der reinen Instrumental-Musik treu, was im Post-Rock ja eher
üblich wäre: Gerade die Mischung aus gesungenen – oder vielmehr
vom Gesang unterstützten – Liedern und instrumentalen Nummern
lockert das Album angenehm auf und bietet so auch Leuten, die sich
(noch) nicht für Post-Rock interessieren, genug Anhaltspunkte um mit
der Musik etwas anfangen zu können. Auch in Punkto Sound und
Songwriting zeigt sich die Band experimentierfreudig: Beim
großartigen „Doing Nothing is Art“ zum Beispiel treffen
Metal-Gitarren auf Pop-Gesang, die sich dann gemeinsam immer weiter
steigern, bis sie gemeinsam einen Thrice-esquen
Charakter erreicht haben (man verzeihe mir den Mangel der Referenzen,
das wird noch nachgeholt).
Insgesamt erzeugt das Album eine eigenartige, energiegeladene
Stimmung, die sich auf den Hörer überträgt. Man ist stets zwischen
dem energischen Rucken des Nackens und dem taktvollen Wippen des
Zeigefingers hin und hergerissen. Instrument beweisen somit
eindrucksvoll, dass es auch spannende Musik aus Deutschland gibt. Und
natürlich ist das generell auch der Fall. Aber vielleicht sollte man
sich mal fragen warum man (also in diesem Fall des Autors Wenigkeit)
auf so großartige Musik nur auf dem Wühltisch eines
Post-Rock-(also-Nischen-)Konzertes oder in einem winzigen Artikel in
der Musikpresse stößt. (Sören Reimer)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen