Donnerstag, 4. Oktober 2012

Instrument – Olympus Mons


(Broken Silence, 2012)




Wenn man über neue und innovative Musik spricht, bezieht man sich häufig nicht auf Bands und KünstlerInnen aus Deutschland. Viel eher kommt solch spannende Musik nämlich aus Ländern und Gegenden wo der Puls der Zeit schlägt: Ost- und West-Küste der USA, die Ballungsräume in Großbritannien und die skandinavischen Musik-Metropolen. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, dass Musik in solchen Gegenden einfach mehr gefördert wird oder es eine bessere Infrastruktur innerhalb der Szene gibt, als es in Deutschland der Fall ist. Doch immer wieder beweisen einige Bands und KünstlerInnen, dass auch hier spannenden neue Musik entstehen kann. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Band mit dem – überaus Google-unfreundlichen – Namen Instrument. Diese drei Jungs aus München (Großstadtphänomen? Man denke an Berlin, Hamburg, Köln und eventuell auch Stuttgart) haben gerade ihr nunmehr zweites Album „Olympus Mons“ veröffentlicht. Und wenngleich die Musik auf diesem Album auf der einen Seite schwer fassbar ist, kennt man doch auf der anderen Seite die Elemente, aus denen sie besteht, schon; denn Instrument gehen auf diesem Album einen interessanten, aber zunächst auch verwirrenden Weg zwischen Post-Rock (Explosions in the Sky, Mogwai aber auch Tortoise), Post-Hardcore (Thrice), Pop, Filmmusik und vielen weiteren Einflüssen, die hier und da kurz aufblitzen (Die Solo-Gitarre, die im Titeltrack auftaucht erinnert ein wenig an den Scat-Gesang fähiger Jazz-Sänger). Dabei bleiben Instrument (zum Glück) nicht der reinen Instrumental-Musik treu, was im Post-Rock ja eher üblich wäre: Gerade die Mischung aus gesungenen – oder vielmehr vom Gesang unterstützten – Liedern und instrumentalen Nummern lockert das Album angenehm auf und bietet so auch Leuten, die sich (noch) nicht für Post-Rock interessieren, genug Anhaltspunkte um mit der Musik etwas anfangen zu können. Auch in Punkto Sound und Songwriting zeigt sich die Band experimentierfreudig: Beim großartigen „Doing Nothing is Art“ zum Beispiel treffen Metal-Gitarren auf Pop-Gesang, die sich dann gemeinsam immer weiter steigern, bis sie gemeinsam einen Thrice-esquen Charakter erreicht haben (man verzeihe mir den Mangel der Referenzen, das wird noch nachgeholt).
Insgesamt erzeugt das Album eine eigenartige, energiegeladene Stimmung, die sich auf den Hörer überträgt. Man ist stets zwischen dem energischen Rucken des Nackens und dem taktvollen Wippen des Zeigefingers hin und hergerissen. Instrument beweisen somit eindrucksvoll, dass es auch spannende Musik aus Deutschland gibt. Und natürlich ist das generell auch der Fall. Aber vielleicht sollte man sich mal fragen warum man (also in diesem Fall des Autors Wenigkeit) auf so großartige Musik nur auf dem Wühltisch eines Post-Rock-(also-Nischen-)Konzertes oder in einem winzigen Artikel in der Musikpresse stößt. (Sören Reimer)

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