(Temporary Residence, 2012)
Man
könnte es glatt wagen zu behaupten, dass Instrumental-Musik dieser
Art die internationalste aller Musiken ist. Keine sprachliche
Barriere hindert am Verstehen, Schwelgen und Genießen. Die Titel der
Alben und Songs dürfen lediglich als Denkanstöße betrachtet oder
gänzlich ignoriert (Stichwort: Mogwai) werden. Genau so ist
es auch bei der japanische Band Mono.
Seit Jahren gehören sie zur Speerspitze der cinematischen
Ambient-Musik. Ihr malerischer, opulenter Post-Rock spricht die
verschiedensten Geschmäcker an und erzählt epische Geschichten –
ganz ohne Worte.
Auch das neue Album "For My Parents" schafft es mit
Leichtigkeit den Hörer in fremde Welten zu entführen, wenn man sich
nur darauf einlassen mag. Wo bei anderen Bands in dem Bereich
Effekt-Spielereien oder melancholische Monotonie (Haha! Letzteres ist
in diesem Kontext übrigens überhaupt nicht negativ zu verstehen,
sondern ein besonderes Qualitätsmerkmal dieser Musik) überwiegen,
malen Mono mit ihren Arrangements bunte Bilder in die Fantasie der
HörerInnen. Harmonisch fügen sich Rockband und Orchester ineinander
und schaffen eine Klangfülle, wie sie häufig angestrebt, aber
eigentlich nie so perfekt erreicht und genutzt wurde. Dem ein oder
anderen mag das vielleicht ein wenig zu zuckersüß in den Ohren
zerfließen, wenn die Gitarren geigenartig Melodien in die Luft
zaubern, die an japanische Filmmusik (Oh? Doch ein Nationalkolorit?
Aber irgendwo müssen die Einflüsse - im postmodernen Sinne - ja her kommen und mal im Ernst: Wer seine Musik nach "Nationalität"
untersucht, sollte sich mal selbst untersuchen lassen!) erinnern;
doch auf der anderen Seite ist gerade das ein Grund für die starke
Eingängigkeit des Albums.
Das erste Stück auf dem Album heißt "Legend" und wurde
mit einem Video voller Zeitrafferszenen aus Island verbunden. Diese
einfache Idee passt zu dem Lied wie die sprichwörtliche Faust aufs
Auge und zeigt, welch einfache Bilder durch die Musik mit völlig
neuem Charakter aufgeladen werden.
Das
Stück beginnt mit leisen Streichern, über denen zwei cleane
E-Gitarren sanft in das Stück einleiten. Eine tremolierende
E-Gitarre setzt sich dann auf einmal leicht rechts davor in den
Klangkosmos und wird dabei wunderbar von dem vollen Streichersatz
samt Percussion gestützt. Auf der linken Seite lässt sich bald eine
zweite E-Gitarre vernehmen, die in das Thema mit einfällt. Dann
werden die beiden von den Streichern übertönt, die das erste Thema
wieder aufgreifen und ausarbeiten. Danach steigen die beiden leicht
verzerrten Gitarren wieder mit ein und heben das Stück in neue,
epische Dimensionen. Steigt man an dieser Stelle (nach drei von zwölf
Minuten also schon) aus, mag man sich fragen: Sonatenhauptsatzform?
Irgendwie doch alles Klassik? Wo steckt da das Neue? Vielleicht. Viel
interessanter ist doch aber die Feststellung, dass Mono
es mit diesem Album mal wieder schaffen, die Hörer in völlig andere
Welten zu heben, vielleicht gerade weil sie sich keiner von Menschen
gemachten Sprache bedienen. (Sören Reimer)
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