Montag, 25. Juni 2012

Soap&Skin - Philharmonie Köln, 24.06.2012

Das finale Konzert.





Das finale Konzert. Ein langes Wochenende c/o pop neigt sich immer mehr dem Ende zu. Nach 5 beat-, alkohol- und nikotinlastigen und anstrengenden, aber nichtsdestotrotz wunderbaren Tagen konnte in der ehrwürdigen Kölner Philharmonie der Auftritt der schüchternen Österreicherin Anja Plaschg a.k.a. Soap&Skin bewundert werden.
Ein Konzert oder auch nur Veranstaltung in der Philharmonie hat immer etwas erhabenes, hochkulturelles (was bei Soap&Skin nicht so weit hergeholt ist) und erlauchtes. So herrschte auch hier vor Beginn des Konzerts einige Minuten königliche Stille im lange nicht ausverkauften Saal. Durch das unerwartet laute und erwartet großartige Erklingen Narrows elektronischstem Song Deathmental wurde die Ruhe jäh und absolut begeisternd unterbrochen. Eine leise Ahnung machte sich breit, wie erinnernswert dieser Auftritt werden sollte.
Als jungfräulicher Hörer dürfte einem diese leicht experimentelle, leidende, gefühlvolle, wunderbare und tiefgehende Musik der jungen Schweinemästerstochter erschreckend und abstoßend vorkommen. Das soll sie vermutlich teilweise auch, ist dafür aber in den anderen Stücken eindeutig zu herzlich, liebe- und gefühlvoll, um tatsächlich fürchtend zu wirken.
Wirklich fürchten sollte man sich eher um Anja Plaschg, die durch ihren Seelenstriptease auf der Bühne nicht nur einmal erschreckend zerbrechlich wirkt; als ob sie jeden Augenblick kollabieren könnte. Im krassen Gegensatz dazu steht ihre alles ausfüllende Stimme (welche Zeitweise durch eine Backgroundsängerin nochmals verstärkt wurde), welche einen vom ersten Ton an vollkommen in den Bann zieht. Ein Loslassen gibt es bei Soap&Skin sowieso nicht. So wünscht sie sich im ersten und besten Song des kürzlich veröffentlichten Mini-Albums Narrow als Made in den Sarg ihres verstorbenen Vaters. Die Songauswahl konzentrierte sich glücklicherweise nicht auf die neueste Veröffentlichung, sondern setzte sich aus beiden Alben, sowie wenigen Covern zusammen, z.B. ein wunderbares des Kelly Family Songs She's Crazy.
Als komplett schüchterne und zurückgezogene Künstlerin trat man sie noch bei ihrem 2009er Konzert in der Kulturkirche auf. Dies hat sich mittlerweile – wodurch auch immer – ein wenig aufgelöst. So sah man sie in den Phasen, in denen nur ihr 6-köpfiges (mit unterstützender Sängerin 7-köpfig) Ensemble spielte ein wenig im ausdruckstänzischen Sinne sich bewegen, was teilweise schon dirigentische Assoziationen weckte. Ihre immer noch währende, aber vollkommen sympathische Unsicherheit und Schüchternheit wurde jedoch des öfteren deutlich, am auffälligsten vor dem letzten Song, als der auf dem Flügel aufgebaute Laptop zwar abspielte, jedoch keinen Ton von sich gab. Quittiert wurde das vom guten Publikum mit herzlichem und verzeihendem Applaus. Irgendwelche Beanstandungen wären zu diesem Zeitpunkt auch nichts anderes als eine Farce gewesen, zu herausragend war dieser unvergessliche Abschluss der c/o pop. Auf dem kompletten Heimweg redeten mein Begleiter und ich gerade einmal 2 Sätze miteinander - losreißen unmöglich nach diesem unglaublichen Schlussakt. So unvergesslich war es, dass nach dem Konzert der Gedanke kam, dass dieses Konzert nichts mehr toppen könne und man deswegen auch eigentlich nie wieder eins besuchen müsse. Das finale Konzert. (Marius Wurth)

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